Autor: FotokursBremen

Die schöne Welt auf instagram

Wer kennt sie nicht, die wundervollen Landschaftsaufnahmen, die perfekten Sonneuntergänge und die Bilder in denen uns eine Protagonistin im Umdrehen anschaut und uns freundlich einlädt ihr ins Bild zu folgen. Bilder, die uns ansprechen und Bilder, die zu einem instagram Tourismus geführt haben.

Doch angekommen am Ort der Wahl, zeigt sich eine gewisse Ernüchterung, denn im realen Leben sieht der Ort dann doch ein wenig anders aus, die Sonnenstand ist gar nicht so, wie auf dem Bild auf instagram und auch die Farben und Lichtverhältnisse sind weniger optimal.

Wer einmal einer professionellen Instagram-Influencerin bei der Entstehung der Bilder zugesehen hat, der weiß, dass viele der Bilder nicht mehr viel mit Realität zu tun haben. Es sind Geschichten und Träume, es ist Marketing und es entsteht aus der Notwendigkeit „Likes“ zu generieren und seine „Follower“ bei Stange zu halten.

Die Welt entsteht binnen Sekunden in der Nachbearbeitung

Wie aus einem normalen Bild, in wenigen Schritten einen Blickfang produzieren kann und aus einem leicht grauen Spätsommerspaziergang in den Bremer Wallanlagen, einen sonnendurchfluteten Spätsommertag macht, möchte ich Euch hier kurz zeigen.

Zunächst brauchen wir unser Ausgangsbild (links) zweimal, also öffnen wir das Bild in Photoshop und duplizieren die Hintergrundebene (Shortcut: Stg+J bzw. Cmd+J). Die obere Ebene wird unser Vordergrund, die Hintergrundeben bleibt unser Hintergrund.

Im nächsten Schritt, nutzen wir die automatische Freistellfuntkion von Photoshop und lassen auf der Vordergrund Ebene über die Ebenen Eigenschaften, den Hintergrund automatisch entfernen. Für uns spielt es hier derzeit keine Rolle, ob die Kanten des Models zu 100% sauber sind, die Hintergrundebene bleibt weiterhin eingeblendet und wird auch weiterhin verwendet, bei einem vollständigen Hintergrundwechsel, ist eine saubere Freistellung natürlich deutlich wichtiger!

Nun welchseln wir in den Hintergrund und kümmern und um Farben, Helligkeiten, Wärme, Kontrast usw. ohne große Probleme, geht das über Filter und den Camera-RAW-Filter. Wer später noch einmal auf die Einstellungen zugreifen können möchte, sollte die Ebene zuvor für Smartfilter konvertieren und den Camera-RAW-Filter als Smartfilter nutzen, so können die Einstellungen auch später nochmal angepasst werden.

Nun wählen wir auf der Hintergrundebene noch einen Filter -> Renderfilter-> Bendenflecke einen entsprechenden Blendenfleck aus, diese Störstelle wird unsere Hintergrundsonne. Über das Fadenkreuz, können wir diese frei im Bild platzieren und über den Schieberegler, die Intensität und Größe einstellen. Einfach einen passenden wählen, auch dieser wird als Smartfilter genutzt, um ggf. später wieder darauf zugreifen zu können.

Um die Freistellung als Maske zu erhalten und um direkt auf dem Bild und in Sicht des Hintergrundes zu arbeiten, empfielt es sich beim Vordergrund nicht, ihn für Smartfilter zu konvertieren, sonder hier mit den Korrekturebene zu arbeiten, um das Bild anzupassen.

Photoshop bietet hier eine Vielzahl von Möglichkeiten an und über die Schnittmasken-Funktion können diese Korrekturebenen so eingestellt werden, dass sie nicht auf das Gesamte Bild, sondern nur auf den Vordergrund wirken.

Für dieses Bild, habe ich zunächst einen Fotofilter (Warmfilter) eingesetzt, um den Vordergrund von der Farbtemperatur an den Hintergrund anzupassen. Anschließend habe ich über die Gradationskurve den Kontrast des Bildes angepasst und ein wenig weicher gemacht, im letzten Schritt habe ich dann noch die Farbdynamik angehoben, um die Farben etwas kräftiger zu bekommen.

Das Ergebnis

Im Ergebnis zeigt sich, ein schöner. spätsommerlicher Tag, bei niedrigem Sonnenstand und ohne jedliche Gegenlichtproblematik, die im Fall einer realen Lichtsituation wie dieser, das Model vollständig in eine dunkle Fläche verwandelt hätte.
Dieses physikalische Problem des starken Gegenlichts ließe sich natürlich auch mit entsprechenden, technischen Möglichkeiten vor Ort lösen, diese sind jedoch deutlich aufwendiger und man ist deutlich abhängiger von den WItterungsverhältnissen, der Jahreszeit, der Uhrzeit usw.


Die Geschichte macht das Bild

Der Unterschied zwischen einem schönen Tag irgendwo in Süddeutschland, an einem Bergsee mit blauem Wasser und einen Spätsommertag in Norddeutschland, muss nicht immer mit einer realen Reise verbunden sein, manchmal ist es nur die erzählte Geschichte und ein bisschen Licht und Farbe.

Wie entsteht eigentlich ein gutes Bild?

Kann man ein gutes Bild planen? Ein Bild, dass sich aus der Masse abhebt, uns ins Auge fällt und im Gedächtnis bleibt? Fotografien an die man sich erinnert und von denen man anderen erzählt? Wie entsteht ein Bild, dass einfach mehr ist, als eines von vielen, mehr als ein netter Schnappschuss?

Nicht die Kamera macht das Bild!

Eine gute Fotografie ist mehr als das technische Zusammenspiel aus Blende, ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit, selbst bei einer perfekten Kombination dieser technischen Werte, kann ein Bild zwar technisch Perfekt, aber trotzdem „schlecht“ sein. Da hilft auch keine professionelle Kamera für mehrere tausend Euro inklusive professioneller Objektive.
Eine professionelle Kamera bietet lediglich mehr Freiheiten und Möglichkeiten bei der technischen Umsetzung. Sie hat in gewissen Situationen Vorteile, bietet mehr Lichtempfindlichkeit, die Objektive haben andere technische Möglichkeiten.

Die Geschichte macht das Bild!

Herausragende Bilder bietet mehr, sie haben eine Geschichte, bieten Inhalte, üben Kritik, zeigen etwas, interpretieren, werten oder holen die Betrachter aus ihrer Umgebung heraus und ziehen sie förmlich in das Bild, aber wie schaffen sie das?!

Farben und Kontraste

Farben haben eine starke Wirkung auf unsere Unterbewusstsein, sie lösen in uns Emotionen und Reaktionen aus und mit einem gezielten Einsatz der Farben kann man seine Bilder gezielt emotionalisieren. Bestimmte Farbreize, lösen bestimmte Reaktionen aus. Schon in der Antike und im Mittelalter versuchte man herauszufinden, wie Farben auf Menschen wirken.

Goethe beschäftigte sich unter anderem mit der sinnlich-sittlichen Wirkung von Farben auf den Menschen und verfasste einen Farbkreis, in dem er Farben bestimmte Wirkungen zuordnete, in diesem Farbkreis finden sich Begriffe wie: Sinnlichkeit, Phantasie, Vernunft und Verstand, sowie schön, edel, gut, nützlich, gemein und unnötig.

Viele werden sich vor jedoch an einen anderen Farbkreis erinnern, der ihnen aus dem Kunstunterricht noch im Gedächtnis sein wird. Der Farbkreis nach Johannes Itten (1888-1967), als Teil einer der bekanntesten Farbenlehren der Neuzeit. Der Bauhausmeister setzte sich intensiv mit Farben, deren Wirkung aufeinander und Kontrasten auseinander.

Doch Itten war nicht der Einzige, der sich mit der Farbenlehre auseinandersetze, eine weniger bekannte Farbenlehre stammt von Harald L. Küppers und beschäftigt sich mit einer deutlich moderneren Herangehensweise.

Symbole, Ikonen, Bildinhalte

Auch der Aufbau der Inhalte eines Bildes spielt eine wichtige Rolle beim Erzählen der Bildgeschichte. Der gezielte Einsatz von Bildbestandteilen und Symbolen (Ikonen) führt zu bestimmten Interpretationen des Bildes. Zeichen einer Zeit, Symbole einer Ära, kulturelle Einflüsse, religiöse Inhalte, die Art wie wir Bilder aufbauen und gestalten, verändert sich ständig und stetig, Bilder spielgeln somit immer einen bestimmten Zeitgeist wieder. Im Laufe der Zeit kann es allerdings passieren, dass diese Symbolik und die Deutung dieser Symbole sich verändert und die Bildaussage sich damit ebenfalls verändert. Kaum jemanden wird heute noch die Symbolik der Malereien des Mittelalters bekannt sein, dabei haben sich diese Maler häufig viele Gedanken über die im Bild befindlichen Abbildungen gemacht und häufig auch mit Symbolen gearbeitet. Ein bekanntes Beispiel ist die Abbildung des Ochsen und des Esels, bei der Darstellung einer Krippe, wie sie häufig zur Weihnachtszeit aufgebaut und dargestellt wird. In der Bibel spielen diese Tiere keine Rolle, sie werden bei der Schilderung von Christi Geburt nicht näher erwähnt und gehören auch nicht klassisch als Einzeltiere gemeinsam in einen Stall. Wer weiß denn heute noch, dass der Ochse – der auch gerne mit einem Joch dargestellt wird – von den Malern des Mittelalters als Symbol für die beiden großen Weltreligionen gedacht sind, der Ochse symbolisiert das Judentum, der Esel den Islam.

Dennoch haben Symbole in Bildern eine große Wirkung, zumal die meisten Bilder nicht unbedingt eine Wirkung über die Jahrhunderte haben sollen, sondern innerhalb eines bestimmtes Zeitgeistes wirken sollen.

Die Gestaltung von Bildern, die Komposition

Ein weiterer Schritt zu einem guten Bild, ist der gezielte Einsatz der Komposition, also des eigentlichen Bildaufbaus oder die Frage, welche Inhalte, werden wo im Bild platziert? Wie wird das Bild angeschnitten, welche Inhalte werden gezielt aus den Bildern herausgelassen?

Eine der bekanntesten und auch wirkungsvollsten Kompositionsregeln, ist die Lehre vom Goldenen Schnitt, die Lehre des harmonischen Bildaufbaus, oftmals als Drittelregel beschrieben. Viele Kamerahersteller bieten inzwischen die Möglichkeit diese Kompositionsregel in Form eines einblendbaren „Gitternetzes“ im Sucher anzeigen zu lassen. Bauen wir Bilder nach dieser Regel auf, empfinden wir sich zunächst einmal grundsätzlich als „stimmig“ oder harmonisch, wie es schon im antiken Griechenland hieß, denn die Harmonielehre, ist eine altgriechische Bildaufbaulehre.

Doch der Goldene Schnitt ist nicht die einzige Möglichkeit ein Bild zu komponieren, es gibt ein paar Möglichkeiten in der Bildkomposition mit der man seine Bildsprache und damit die Bildaussage verbessern kann. Wichtig ist, dass wir es schaffen die Bilder so aufzubauen, dass wir den Blick der Betrachter genau an die Stellen im Bild lenken, an denen wir sie haben wollen, damit das Bild so gesehen wird, wie wir es sehen. Die Blickführung spielt eine entscheidende Rolle beim Bildaufbau.

Ein gutes Bild

In der Bildgestaltung geht es also um das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren, die Lehre von Formen, Proportionen und Komposition, der gezielte Einsatz von Farben und Kontrasten, das Nutzen von Inhalten und Symbolen. Ein gutes Bild entsteht dann, wenn diese Faktoren gut miteinander kombiniert werden und kann durch den Einsatz der Kameratechnik noch verbessert oder verfeinert werden!

Im Grunde geht es darum, dass wir es schaffen die Wahrnehmung der Bildbetrachter so zu steuern, dass diese das Bild so sehen, wie wir es in dem Moment gesehen haben, als wir es machten. Die menschliche Wahrnehmung ist allerdings durch verschiedene Faktoren immer wieder abgelenkt und längst nicht so konzentriert, wie wir sie erwarten. So verhindert beispielsweise eine vom Gehirn gesteuerte Wahrnehmungssperre, dass wir alles um uns herum wahrnehmen und zwingt uns dazu, uns nur das Wesentliche anzusehen und zu merken. Ein gutes Bild schafft es, für den Moment des Betrachtens, genau dieses Wesentliche zu sein. Kunst liegt zwar im Auge des Betrachters, doch es ist die Aufgabe des Künstlers, dieses Auge zu führen.

Oder wie ein bekannter Landschaftsfotograf sagte:

„You don’t take a picture, you make it!“

(Ansel Adams (1902-1984)

Dabei lässt sich nicht nur sehr viel aus der Geschichte und von den alten Meistern der Malerei und der Fotografie lernen, bei näherer Betrachtung erkennt man auch, dass sich gewisse Bildaufbauten durch die Epochen immer wiederfinden, bewusst kopiert oder unbewusst nachgestellt, versteht man das Zusammenspiel und die Wechselwirkung, so kann man gezielt bessere Bilder machen.


Fotokurs: Bildgestaltung

Sie wollen mehr aus Ihren Bildern herausholen, Bilder gezielter aufbauen und erstellen? Gezielter fotografieren und weniger Masse produzieren? Lernen, wie Sie in der Bildnachbearbeitung Eure Bilder gezielt optimiert und Kontraste und Farben besser einsetzen könnt?! Mit besseren Bildern aus der Masser hervostechen?
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Es geht auch kompakt – Arbeiten mit einer Kompaktkamera

In den letzten Jahren ging der Trend bei den Kameras immer weiter in Richtung Systemkamera. Leicht, schnell, leise, handlich und mit der Möglichkeit unterschiedliche Objektive zu nutzen, doch tatsächlich werden diese Möglichkeiten nur selten ausgenutzt.

Die zusätzlichen Objektive sind häufig teuer und müssen dann genauso wie bei einer Spiegelreflexkamera mitgetragen und situationsbedingt gewechselt werden. Außerdem machen die zusätzlichen Zubehörteile den Handlichkeitsvorteil dann auch schon wieder kaputt.

Gute Kompaktkameras bietet alles, was man für die Alltagsfotografie braucht.

In meinem professionellen Arbeitsbereich setze ich vollständig auf die DSLR-Technik und auf einen Vollformatsensor, um den Ansprüchen meiner Auftraggeber und meinen eigenen Ansprüchen vollkommen genügen zu können.
Allerdings kann ich diese Ausrüstung im Urlaub eher nicht gebrauchen und auch bei Spielplatzbesuchen mit meiner Tochter oder auf Familienausflügen, ist diese Ausrüstung eher schwierig. Zu schwer, die Objektivewechsel zu langsam und der Gesamtwert der Ausrüstung zu teuer, um mit ihr über einen Spielplatz zu toben, Fußball zu spielen, auf Bäume zu klettern oder sie auf der Picknickdecke in der Tasche liegen zu lassen.
Eine Alternative musste her, eine bessere Alternative, als das Smartphone, dass zwar für den einen oder anderen Schnappschuss gut ist, aber viel zu viele physikalische Schwächen hat, um damit dauerhaft zu fotografieren. Also schaute ich mir verschiedene Varianten an und stellte fest, dass es gar nicht mehr so viele Möglichkeiten für mich gibt, die für mich infrage kommen würden. Auch wenn es tatsächlich noch einge Kameras im Kompaktbereich gibt, die gute Qualitäten liefern.
Klar war, dass es keine Systemkamera mit Wechselobjektiven werden würde, ich wollte keine Objektive wechseln und ich wollte auch ein in sich geschlossenes System, welches das höchte Maß an Dichtigkeit und somit einen guten Schutz gegen Nässe (Regen), Staub und Sand liefert, denn hier haben alle Kamerasysteme mit Wechslobjektiven ihre Schwachstelle, sobald man das Gehäuse öffnen kann, tritt Schmutz in die Kamera und gelangt auf den Sensor.

Meine Anforderungen an die kleine Schwarze für zwischendurch

Jeder muss für sich selbst schauen, welche Anforderungen genau man hat, aber für mich gilt bei jeder Kamera Funktionalität steht vor Design, Haptik und Handhabung vor technischem Schnickschnack!Meine Kamera muss gut in der Hand liegen, ich darf auch bei einer kleinen Kamera nicht das Gefühl haben einen Fremdkörper in der Hand zu halten, den ich jeden Moment verliere, weil er aus der Hand rutscht. Aus diesem Grund kamen viele Modelle bereits nach dem ersten Anfassen nicht mehr in Frage, schicke glatte Gehäuse, die man kaum vernünftig festhalten kann vielen raus, leider trifft das auf viele Modelle der Firma Sony zu.

  • Außerdem brauche ich zwingend einen Sucher, eine reine Display Kamera bietet mir keine ausreichende Möglichkeit mich auf meine Bild zu konzentrieren und auch bei starkem Sonnenlicht vernünftig die wichtigsten Einstellungen anzupassen! Dabei galt auch wieder Funktion vor Design, ausfahrbare Sucher oder Sucher, die man erst über den Zubehörschuh der Kamera nachrüsten kann sind unpraktikabel und fielen raus!
  • Da ich viel mit dem Sucher arbeite und gerne den Blickwinkel meiner Kamera bereits mit dem bloßen Auge vorausahne, bevorzuge ich Kameras mit einem Sucher, der zentral in der Mitte und direkt über dem Objektiv angebracht ist, das machte die mögliche Auswahl der Kameras schon einmal überschaubar.
  • Die Sensorgröße ist natürlich nicht unwichtig, für die meisten privaten Hobbyfotografen spielt sie allerdings nur dann eine Rolle, wenn man die Qualitäten der Sensorgrößen tatsächlich einmal direkt vergleicht, ansonsten wird einem Hobbyfotografen kaum der Unterschied zwischen einem APS-C Sensor, einem 1″-Sensor oder einem micro 4/3 Sensor auffallen.

Meine Entscheidung eine Canon PowerShot G1X Mark III

Nach einigem hin und her und ca. 6 Monaten des Ansehens, Testens und Ausprobierens, entschied ich mich letzlich für eine Canon PowerShot G1X Mark III. Auch die kleinere Schwester die PowerShot G5X hatte ich in der engeren Auswahl, allerdings im direkten Vergleich gewann der größere Sensor, die wertigere Verarbeitung und auch die bessere Haptik der G1X. Bereits die ersten Gehversuche mit der Canon PowerShot G1X Mark III, die ich auf Grund ihres zu langen Namens Paula taufte, liefen vielversprechend.

Rauschverhalten, Geschwindikeit, Bildqualität, alles war so, wie erwartet und dank des eingebauten APS-C Sensors und dem festverbauten 15-45mm Objektivs, brauchte ich mich dank Cropfaktor 1,6x vom Blickwinkel her nicht einmal umstellen, denn der Blickwinkel entspricht dem von mit bevorzugten 24-70mm Objektiv meiner Vollformatkamera! Ein klarer Pluspunkt und eine gute Wahl seitens des Herstellers.

Die Lichtstärke von 2.8 – 5.6 könnte natürlich besser sein, zumal es Kompaktkameras von Mitbewerbern gibt, die bei ähnlicher Preislage deutlich lichtstärker sind, aber das wusste ich bereits vor dem Kauf und wie schon gesagt, Haptik und Handhabung stehen vor technischen Feinheiten!

Leicht, handlich, schnell und gut zu bedienen

Paula machte ihre Sache gut, ich testete Ihre Geschwindigkeit, den Autofokus, Ihre Rauschverhalten bei hochen ISO-Werten (bis ISO 25.600), die man durch die fehlende Lichtstärke bei schlechteren Lichverhältnissen doch relativ schnell nutzt und auch die Menüsteuerung.

Bei meinen ersten beiden Runden, unternahm ich eine kleine Tagesrunde in Bremen, eine Abendrunde mit Stativ und langen Belichtungszeiten und auch eine abendliche Runde über die Bremer Osterwiese, um Karussells bei voller Geschwindigkeit aus der Hand zu fotografieren. Alles in allem lieferte Paula sehr gute Ergebnisse und machte Ihre Sache für eine Kompaktkamera sehr gut.

Dauereinsatz 4-Tage Reisefotografie
Fotokurs in Edinburgh

Doch der größte Test stand der kleinen Dame noch bevor, denn ein Fotokurs in Edinburgh stand an und damit ein 4 Tages-Einsatz mit unterschiedlichsten Motiven und Lichtverhältnissen. Eine Herausforderung an die Kamera und auch den Akku, aber auch hier machte Paula durchgehend eine gute Figur.

Um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten, habe ich für diesen Test ausschließlich im jpg Format fotografiert und das RAW Format nicht genutzt. Die hier zu sehenden Bildbearbeitungen kommen alle direkt aus der Kamera und beruhen ausschließlich auf den Möglichkeiten der internen Einstellungen im Bezug auf „Bildstil“ (Farbveränderungen und Schwarzweißt), sowie kontrollierte Belichtungskorrekturen und Veränderungen in der Belichtungsmessung. Auf eine nachträgliche Veränderung der Bilder über Photoshop habe ich absichtlich verzichtet

Mein Fazit zur Kamera

Paula ist eine super Alternative für alle, die auf Reisen gerne Fotos machen wollen und viel unterwegs sind.
Das Objektiv passt, sie ist leicht und schnell und die Bedienelemente sind sehr gut anzusteuern. Auch wenn man die Kamera vorm Auge hat und „blind“ einstellt, sind alle Elemente gut erreichbar. Der Autofokus reagiert schnell und die Serienfotografie ebenfall, alles in allem kann man diese Kamera guten Gewissens empfehlen!

Natürlich muss man bei einer Kompaktkamera auch ein paar Abstriche machen, aber das in vielen online Foren betriebene Pixelschubsten und betrachten der Bilder auf 400% Vergrößerung, um das Rauschverhalten zu untersuchen, halte ich für vollkommene Wichtigtuerei! Ein Bild muss wirken, das Motiv muss stimmen und auch bei hohen ISO Werten, kann man mit diesem Model noch gute Abzüge der Bilder bestellen oder Fotobücher drucken! Wie schon erwähnt, könnte das Objektiv sicher noch verbessert werden und auch bei der höheren Brennweite lichtstärker abbilden, aber das ist kein echtes Problem.

Wirklich problematisch ist allerdings die Akkulaufzeit und auch da ist dieses Model nicht alleine, auch andere Hersteller im Kompaktbereich, bei den einfachen Systemkameras bis hin zu den professionellen Systemkameras haben hier noch ordentlichen Nachholbedarf! Ich empfehle beim Kamerakauf direkt den Kauf von zwei Ersatzakkus, hier muss es kein original von Canon sein, günstigere Nachbau-Varianten halten in vielen Fällen sogar länger und bieten keine schlechtere Qualität!

Bei vollautomatischem Einsatz und ohne jegliche Menüführung, kann der Akku eventuell einen vollen Reisetag durchhalten, verlassen würde ich mich darauf jedoch nicht. In meinem Fall, war der 100% vollgeladene Original Canon Akku nach 5,5 Stunden und 85 Bildern vollständig leer, wie beschrieben, habe ich die Kamera jedoch auch immer wieder umgestellt, habe Belichtungszeiten, Blendenwerte, Belichtungsmessung, Bildstile und andere Menüeinstellungen bei unterschiedlichen Motiven angesteuert. Der Zweit-Akku eines günstigeren Anbieters hielt zumindest 8 Stunden Dauereinsatz durch, musste dann aber auch aufgeben, als es um die Langzeitbelichtungen nach einem vollen Tag ging, wollte die Kamera einen neuen Akku.

Da Akkus immer die Angewohnheit haben leer zu gehen, während man die Kamera benutzt, würde ich lieber einen Akku mehr in der Tasche haben, schließlich weiß man nie, wie sich ein Tag entwickelt und was für Motive einen erwarten, daher meine Empfehlung zu zwei Reserveakkus. Vermutlich würde ein Reseveakku ausreichen, aber sicher ist sicher!

Bildbearbeitung mit Luminar – Eine echte Alternative zu Lightroom?

Spätestens seit der Einführung des Abo-Systems überlegen viele Hobby- und Amateurfotografen, mit welcher Software sie ihre Bilder gut, günstig und doch professionell bearbeiten können.

Wie ich in meinem Artikel über Lightroom Classic CC vs. Lightroom CC bereits geschrieben habe, ist die neue Version von Lightroom, welche von Adobe im Abo für ca. 12 Euro monatlich (144,- Euro im Jahr) angeboten wird, keine wirkliche Alternative zum Desktop basierten Lightroom Classic oder Lightroom 6, wie die derzeit noch erhältliche Kaufversion (ca. 120 Euro) heißt. Zwangsspeicherung in der Cloud, eingeschränkte Möglichkeiten in der Bearbeitung und im Export und der Verlust über die Kontrolle des auf dem Rechner gespeicherten Bildmaterials, machen Lightoom CC eher unattraktiv.

Adobe Fotografen Abo, die professionelle Variante

Anders verhält es sich allerdings, wenn man auch die Möglichkeiten von Adobe Photoshop nutzen möchte, das Creative Cloud Foto-Abo mit Lightroom CC, Lightroom Classic und Photoshop, macht schon Sinn und ermöglicht dem Fotografen alles, was man von der Bildarchivierung, über die Entwicklung bis hin zur tiefergehenden Bearbeitung braucht. Hier gibt es keine Zwangsspeicherung in der Cloud, alles kann – muss aber nicht – auch Desktop basiert genutzt werden und man erhält für 12 Euro im Monat zwei Lizenzen für die jeweiligen Programme, so dass man diese sowohl stationär, als auch auf dem Laptop nutzen könnte und ggf. noch auf einem SmarPhone oder Tablet mit der Lightroom CC Version arbeiten kann.

Für professionelle Fotografen gibt es natürlich Alternativen zu Photoshop, eine dieser Alternativen ist Capture One von PhaseOne. Das Programm ist mit einem relativen hohen Anschaffungspreis von 349,- Euro oder bei einem Abo-Vertrag von € 220 jährlich für Hobby- und Amateurfotografen in der Regel zu teuer.

Günstigere Möglichkeit für gelegentliche Bildbearbeiter

Viele meiner Teilnehmer möchten gerne mehr aus Ihren Bildern machen und das Optimum aus ihren fotografischen Schätzen herausholen. Auf Grund technischer und physikalischer Grenzen, kommen wir in der Fotografie nicht um eine Bildentwicklung herum. Früher ging der Fotograf in die Dunkelkammer und entwickelte seine Bilder, heute geht er an den Rechner.

Aber Hand aufs Herz, für die gelegentliche Bildbearbeitung, ab und an mal ein paar Familienbilder, den einen oder anderen Urlaub und ein paar Ausflüge, stimmt das Verhältnis aus Kamerakosten und Bearbeitungssoftware nicht, wenn man 400 Euro für eine Kamera ausgibt und dann 140 Euro jährlich für die Möglichkeit der Bildbearbeitung bezahlen soll. Aus diesem Grund scheuen viele den Schritt in die Abos und suchen nach günstigen Alternativen, Luminar verspricht eine echte Alternative zu Lightroom zu sein. Eine Bildentwicklungssoftware, die alles bietet, was der Amateurfotograf braucht, einfach und intuitiv zu bedienen ist und sich individueller gibt, als Lightroom. Schauen wir uns das ganze doch mal an.

Luminar von Skylum

Zunächst einmal eine sehr positive Eigenschaft, das Programm kostet zwischen € 59,- und 79,- Euro, je nach Aktion, und man kann Luminar problemlos kostenlos für 14 Tage testen, keine persönlichen Daten, keine Kreditkarteninformationen, nur eine eMail-Adresse und es kann losgehen!

Der Download geht schnell und die Installation ist unproblematisch und einfach zu händeln. Direkt nach der Installation wird man noch einmal gefragt, ob man das Programm schon direkt kaufen möchte – genauso wie bei jedem Programmstart – oder ob man zunächst den kostenlosen Test fortsetzen möchte.

Abgesehen davon, dass diese Meldung ein wenig penetrant ist und spätestens nach dem dritten Programmstart ein anfängt zu nerven, ist die Testversion vollkommen frei nutzbar, es gibt keine Einschränkungen, die man erst nutzen könnte, wenn man die Vollversion erworben hat.
Derzeit fehlt noch eine Datenbank für die Verwaltung seiner Bilder, ähnlich wie bei Lightroom die Bibliothek, aber eine solche Verwaltungsmöglichkeit ist für Dezember 2018, also für die neue Version ab 2019 bereits angekündigt und die ersten Screenshots sehen vielversprechend aus. Wer seine Bilder derzeit aber in einem Ordnersystem auf der Festplatte sortiert und verwaltet wird diese Funktion auch nicht wirklich vermissen, auch wenn sie auf Dauer und für die Verwaltung mehrerer tausend Bilder sinnvoll ist und einem das Leben erleichtert. Sofern man sie pflegt. 🙂

Der erste Eindruck, ganz ordentlich

Direkt nach dem Programmstart kann man mit der Bildbearbeitung beginnen, man öffnet sein erstes Bilder (jpg oder RAW) und erhält einen sehr ordentlichen, aufgeräumten und übersichtlichen Arbeitsplatz. Sogar die ersten Presets werden vorgeschlagen, mit denen man das Bild Ad hoc entwickeln kann.
Auch lassen sich die anderen Bedienelemente durch das aufgeräumte Design sehr schnell und intuitiv finden. In der Menüleiste findet man sich schnell zurecht, das Protokoll zeigt einem alle Arbeitsschritte, so daß man an jeden beliebigen Schritt seiner Arbeit zurückkehren kann. Die Vorher-Nachher-Ansicht kann als Taste genutzt werden oder als Slider über das Bild gezogen sehen, um zu sehen, wie das Bild vor der Bearbeitung aussah.

Auch das Histogram und die anderen Bedienelemente sind übersichtlich und ähnlich zu Lightroom angeordnet. Für eine Ansicht ohn störende Elemente, kann man die Seitenleiste und auch die untere Preset Leiste ausgeblendet werden.

Direkt unter dem Bild zeigen einem die Presets ein paar Möglichkeiten und Vorschaubilder, die man als ungeübter Hobbyfotograf sehr gut gebrauchen kann. Diese Presets haben wir bei Lightroom zwar auch, allerdings mit anderen Schwerpunkten und nicht so benutzerfreundlich dargestellt. Selbstverständlich kann man die Presets auch ausblenden und ohne jegliche Voreinstellungen arbeiten.

Presets für die schnelle und einfache Bearbeitung

Jedoch sind die Presets einfach zu verstehen und sobald man diese einsetzt, erscheint auf der rechten Bildseite auch eine Reihe von Reglern – Filter genannt – anhand derer man sehen kann, was dieses Preset eigentlich bedeutet und welche Veränderungen am Bild vorgenommen werden. Diese Regler kann man nun auch im Nachgang noch verändern und damit die Preseteinstellungen nach seinen eigenen Wünschen veränder und auch eigene Presets erstellen und abspeichern.

Die eingeblendeten Filter können ausserdem noch erweitert und angepasst werden, der so entstehende Arbeitsbereich kann man dann auch individuell abgespeichert werden. So kann Luminar an die eigenen Wünsche angepasst werden. Ein eindeutiger Vorteil gegenüber Lightroom, allerdings nur wenn man weiß, welche Filter für welche Bildbearbeitung sinnvoll sind.

Individueller Arbeitsplatz

Anders als bei Lightroom, legt Luminar den Wert stärker auf individuelle Gestaltungsmöglichkeiten des Arbeitsplatzes und bietet bereits vorbereitete Arbeitsplätze, die beispielsweise auf bestimmte Bearbeitungswünsche vorangepasst sind: Professionell, Straßenfotografie, Portrait, etc.
Diese individuellen Möglichkeiten sind für den ambitionierten Hobbyfotografen interessant und können die Arbeit in der Bildentwicklung vereinfachen und schneller machen. Allerdings ist die große Anzahl an möglichen Filtern für den unerfahrenen Nutzer zu viel und kann ihn schnell in der Auswahl überfordern. Gerade Nutzer, die dieses Programm nicht professionell nutzen und nur gelegentlich Ihre Urlaubsbilder bearbeiten, laufen so Gefahr, einige nützlicher Regler (Filter) zu übersehen.

Intelligente Filter und ausreichend Möglichkeiten

Neben der RAW-Entwicklung, den Anpassungen von Tiefen, Lichtern, Kontrasten, Farben, usw., bietet Luminar noch eine Vielzahl von Reglern mit denen das Bild bearbeitet werden kann. Viele davon sind mit einer recht gut funktionierenden Intelligenz programmiert und bieten dem Nutzer viele Möglichkeiten sein Bild zu verbessern und gezielt zu entwickeln. Gerade diese intelligenten Filter machen die Bildentwicklung einfach.
Auch kleinere und gezieltere  Eingriffe ins Bild mit Verlaufsfiltern, Radialfiltern und einem Korrekturpinsel sind – ähnlich wie bei Lightroom – problemlos möglich. Allerdings legt Luminar diese Tools als neue Ebenen über das Bild, die auch als solche angezeigt werden. Ein klarer Vorteil, denn so können diese Ebenen auch einzeln ein oder ausgeblendet und auch verschoben oder gelöscht werden.

Luminar kann Ebenen!

Anders als Adobe, die erst bei Photoshop mit Ebenen arbeiten und in Lightroom lediglich die Bearbeitung einer Bildebene, also die reine Bildentwicklung, ermöglichen, kann man in Luminar bereits Bilder überlagern und so beispielsweise eine einfache Art der Doppelbelichtung (Double exposure) vornehmen.

Dank dieser Funktion genießt man in Luminar ein wenig mehr künstlerische Freiheit bei der Bildentwicklung. Die einzelnen Ebenen können natürich getrennt voneinander bearbeitet werden, auch deren Deckkraft kann angepasst werden.

Fertig bearbeitet und nun raus damit

Nachdem man alle Bearbeitungen durchgegangen ist und sein Bild fertig gemacht hat, geht es ans exportieren. Auch hier ist es ähnlich, wie bei Lightroom oder auch anderen non destruktiven Bearbeitungsprogrammen, die gemachten Veränderungen werden durch den Export in einem neuen Bild abgespeichert.

Für den Export stehen verschiedene Dateiformate, wie JPG, TIF, PSD oder PDF zur Verfügung, auch Größe und Farbraum können angepasst werden. Auch hier wird der Nutzer nichts vermissen, was er für die Bildbearbeitung braucht.

Will man nun Luminar beenden, fragt das Programm allerdings, ob man die Veränderungen an der Datei abspeichern möchte und an dieser Stelle schwächelt Luminar ein wenig und bläht den Speicherplatz auf.
Speichert man die Bearbeitungen nun ab, um ggf. zu einer anderen Zeit weiterzumachen, erzeugt Luminar eine hauseigene Bilddatei, die deutlich größer ist, als die Original RAW. Diese kleine Schwäche ist allerdings für die meisten gelegentlichen Hobby-Bildbearbeitungen zu vernachlässigen.

Fazit

Luminar bietet mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis und seiner großen Zahl von Filtern eine seht gute Alternative zum teureren Adobe Produkt! Für private Fotografen ist dieses Bearbeitungsprogramm sehr gut geeignet, allerdings sind die meisten Tutorial-Videos und Erklärungen auf englisch. Das Programm selbst ist auf Deutsch erhältlich, lediglich ein paar Presets und Filter haben englische Bezeichungen.
Mit einer gezielten Einarbeitung kann man dieses Programm schnell verstehen und bedienen lernen.

Lust mehr aus Euren Bildern rauszuholen? Wie wäre es mit einem Luminar-Fotokurs? Dann schaut mal hier.

Focus Stacking – Endlich scharfe Gummibärchen

Manchmal setzt die Physik uns Grenzen, die wir nur schwer oder gar nicht überwinden können! Die Kamera kann ledliglich an einem Punkt bzw. auf eine bestimmte Entfernung des Motivs fokussieren. Es ist also nur ein Punkt im Bild tatsächlich komplett scharf. Dies hat die Kamera mit unserem Auge gemeinsam, denn auch wir können lediglich auf nur einem Punkt dessen fokussieren, das wir betrachten.

Die Blende und die Schärfentiefe

Wollen wir nun mehr als nur einen kleinen Bereich des Bildes scharf darstellten, geht dies über das gezielte Verstellen der Blende, dabei gilt grundsätzlich: „Je weiter die Blende geschlossen wird, desto höher wird der Bereich der Schärfentiefe“, es wird also ein größerer Bereich scharf dargestellt. Doch dies ist nur ein Teil der Wahrheit, denn neben dem Blendenwert ist außerdem noch die Entfernung zum Motiv ein entscheidender Faktor für die Verteilung der Schärfentiefe!

Schärfentiefe und Entfernung im Nahbereich

Gerade im Nahbereich zeigt sich das Problem des sehr geringen Schärfentiefenbereichs. Fokussieren wir ein Objekt im Nahbereich, wollen wir häufig den Hintergrund unscharf darstellen, doch das Problem entsteht spätestens dann, wenn wir im Nahbereich arbeiten, um auch im Nahbereich ein Objekt vollständig scharf darzustellen, wie es beispielsweise in der Makrofotografie, der Fotografie kleiner Gegenstände, Produkte und auch in der Foodfotografie der Fall ist.  Hier sehen wir schnell, dass wir selbst bei vollständlig geschlossener Blende lediglich einen eher kleinen Schärfentiefenbereich abbilden können. Hier gilt grundsätzlich: „Je geringer der Abstand zum zum Motiv und je höher die Brennweite, desto kleiner wird der Schärfentiefebereich!“

Maximale Schärfentiefe – Ein Beispiel:

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Bei einer handelsüblichen Canon 750D wäre bei der höchsten Brennweite von 55mm und einem Objektabstand (Fokuspunktentfernung) von 30cm (Nahauslösegrenze des EFS f1:3.5-5.6 18-55mm Standardobjektivs) wäre der Bereich der Schärfentiefe bei Blende f5.6 gerade einmal 4mm groß, lediglich der Bereich zwischen 29,8cm und 30,2cm wäre scharf dargestellt.

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Selbst bei einer weit geschlossenen Blende von f22 ist der Schärfentiefenbereich nur 2cm groß, es würde der Bereich von 29cm bis 31cm scharf dargestellt werden. Hinzukommt noch das Problem der Beugungsunschärfen, die bei einer zu geringen Blendenöffnung auftreten können und zu ungewollten Unschärfen führen. Außerdem wird die Schärfentiefe immer über das gesamte Bild verteilt, es werden also auch Bereiche scharf, die für das eigentliche Motiv im Grunde gar keine Rolle spielen.

Natürlich kann man dieses Problem mit einer professionellen und speziellen Kameraausrüstung und der entsprechenden Technik lösen, eine Lösung wäre eine Fachkamera und die Möglichkeit des Scheimpfug-Tilt, auch ein Tilt-Shift Objektiv für eine Spiefelreflexkamera kann eine Lösung für diese Herausforderung sein. Diese Möglichkeiten sind allerdings recht kostspielig.

Focus Stacking – eine günstige und relativ einfache Lösung

Die technischen Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung bieten eine kostengünstigere und effiziente Lösung, die auch für Hobbyfotografen, ambitionierte Amateurfotografen und auch professionelle Fotografen sehr gute Ergebnisse bietet.

Grob gesagt ist Focus Stacking nichts anderes als ein Zusammensetzen des Bildes aus mehreren Bildern, mit mehreren Fokuspunkten. Was dem natürlichen Sehen des menschlichen Auges entspricht, denn auch wir sehen uns Objekte an mehreren Stellen an, fokussieren diese und so entsteht in unserem Kopf ein Erinnerungsbild, das durchgängig scharf ist.

Zunächst brauchen wir von unserem Objekt ein paar Aufnahmen, bei denen wir an unterschiedlichen Punkten fokussieren.

Fokus Stacking, Foodfotografie, Makrofotogafie, Fotokurs, Fotoschule, BremenFocus Stacking in Photoshop

Nachdem wir die Bilder gemacht haben, werden diese dann in Photoshop über Datei – Automatisieren – Photomerge geöffnet.

Fotokurs, Fotoschule, Foodfotografie, Schärfentiefe

Durch diese Funktion werden die Bilder in Photoshop geöffnet, mehrere Ebenen werden übereinander gelegt und so ausgerichtet, dass das Objekt auf jeder Ebene genau übereinander angelegt wird.

Fotokurs, Bremen, Fokus

Nachdem die Bilder geöffnet sind, markiert man nun alle Ebenen und lässt diese Ebenen über Bearbeiten – Ebenen automatisch überblenden neu berechnen.

Foodfotografie, Makrofotografie, Fotokurs, Schärfentiefe

Die Bilder sollten gestapelt werden und der Haken bei „Natlose Töne und Farben“ kann gesetzt werden, um eventuelle Farbtonunterschiede auf anzupassen.

Durch diese Funkton berechnet Photoshop die einzelnen Ebene neu und legt auf jeder einzelnen Ebene eine Ebenenmaske an. Diese Ebenenmasken enthalten nun ausschließlich die scharfen Bereiche. Mit Ausnahme einer Ebene, die auch die vollständigen unscharfen Bereiche enthält, denn das was auf allen Ebenen unscharf war, wird auch unscharf bleiben.

Fotoschule, Fotokurs, Makrofotografie, Foodfotografie

Die angelegten Ebenenmasken könnten nun auch noch einzeln bearbeitet und ggf. entsprechend angepasst werden, falls bei der automatischen Berechnung etwas schief gelaufen ist. Wenn alle Bearbeitungen erledigt sind, können alle Ebenen auf eine Ebene reduziert werden, eventuelle Ränder abgeschnitten werden und schon haben wir ein durchgängig scharfes Bild, mit der Schärfe an den Stellen, wo wir sie brauchen.

Fotokurs, Fotoschule, Makrofotografie

Welche Möglichkeiten Photoshop noch bietet und wie man mit Ebenen, Ebenenmasken und Co. gezielt arbeiten und mehr aus seinen Bildern machen kann, erfahren Sie übrigens auch in meinem Fotokurs zum Thema Bildbearbeitung mit Photoshop. Schaut gerne mal rein.

Lightroom CC vs. Lightroom CC Classic ein Vergleich

Bisher war es so einfach, wenn man Bilder professionell und tiefgreifend bearbeiten und verarbeiten möchte, wenn man Bildinhalte gezielt manipulieren und verändern möchte und wenn man eine Schnittstelle zwischen Grafik und Fotografie brauchte, brauchte man Photoshop. Photoshop bietet mehr Werkzeuge, feinere Bearbeitungsmöglichkeiten und gerade für professionelle Portraits oder auch Beautyretuschen, deutlich bessere und umfassendere Möglichkeiten als Lightroom das kann.

Für alle, die sich mehr um die Verwaltung Ihrer Bilder und die „einfache“ Bearbeitung interessierten. Für Korrekturen, Dunkelkammerarbeit, leichte Bildretuschen, Fehlerkorrekturen, Farb-, Kontrast-, Helligkeitsanpassungen, etc. interessierten, also im Grunde für alle Anfänger, Amateure, Hobbyfotografen und auch für eine Workflowerleichterung und Verbesserung bei professionellen Fotografen – ich selbst mache ca. 90% meiner gesamten Bildbearbeitung über Lightroom – war Lightroom die perfekte Lösung!

Doch seit neuestem gibt es zwei unterschiedliche Versionen von Lightroom, die professionelle Lightroom Variante (Lightroom CC Classic) und die neue cloudbasierte Lösung Lightroom CC. Beide Varianten sind nur noch über ein von Adobe ins Leben gerufene Abo-Verfahren verfügbar, nun kann man sich generell über dieses System streiten, doch darüber soll es in diesem Beitrag gar nicht gehen. Es soll ein Vergleich der Möglichkeiten und Leistungen dieser Programmvarianten sein.

Cloud oder lokal gespeichert

Ein wichtiger Unterschied ist der Speicherort der Bilder, denn während die klassische Lightroom Variante die Bilder grundsätzlich lokal speicherte und zwar so, dass man diese jederzeit auf der Festplatte wiederfand, bietet die neue Variante nur noch das Speichern in der Cloud an. Die lokal auf dem Rechner abgelegten Bilder sind versteckt und können nicht ohne weiteres im Explorer oder Finder gefunden werden. Für alle, die sich irgendwann einmal aus dem Abodienst verabschieden wollen, stellt sich dann zwangsläufig die Frage, ob sie ihre Bilder jemals wieder vollständlig vom Adobe Server entfernen und wiederbekommen können.

Wir leben im Jahrzehnt der Cloudspeicher, es ist momentan modern, schick und anscheinend unbedingt notwendig alle seine Daten an einen Drittanbieter zu übertragen, damit man jederzeit und überall Zugriff darauf hat, die Frage ob einem das gefällt oder nicht, möge jeder für sich beantworten.

Aussehen, Bedienung, Benennung

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Bereits auf den ersten Blick sieht man die deutliche Reduzierung der Inhalte, das Aussehen hat sich komplett verändert und orientiert sich bei der neuen Lightroom CC Version eher an dem Aussehen mobiler Geräte (Smartphon, Tablet, etc.), währen die Bibliothek der klassischen Variante alle wichtigen Informationen zu den Bildern bereits enthält, Stichworte, Histogram, Ad hoc Entwicklung und alle Metadaten des Bildes, zeigt die „Meine Fotos“ Ansicht der neue Version lediglich die Bilder. Stichworte, Histogram und Co. können immer nur über die Seitenleiste eingeblendet werden.

Das allein wäre allerdings noch keine wirkliche Schwäche, jedoch unterscheiden sich die Bezeichnungen der beiden Varianten erheblich, denn wer in der neuen Variante die Begriffe Sammlungen oder Ordner sucht, der sucht vergeblich! Es gibt lediglich meine Bilder und die Alben! Auch bietet die Lightroom CC Variante nur eine Übersicht „Meine Fotos“, es kann nicht mit unterschiedlichen Katalogen gearbeitet werden.

Schon allein hier hängt es ein wenig, bekomme ich doch beim großen Abo sowohl Lightroom CC für meine mobilen Geräte, als auch Lightroom CC Classic für meine Desktopanwendungen, doch wie soll hier ein reibungsloser Übergang und ein problemloses hin- und herschieben der Bilddaten geschehen, wenn nicht einmal die einfache Verwaltungsbasis identisch benannt und auch genutzt wird?!

Ich würde es ja vielleicht sogar praktisch finden, wenn ich nach einem Fotojob im Hotel sitze, meine Bilder am Tablet vorsortiere, mit Stichworten versehe, in einer Sammlung zuordne und meinen Auswahl-Workflow schon einmal unterwegs mobil erledigen und über die Cloud synchronisieren kann. Im heimischen Büro und Hauptrechner angekommen, dann nur noch auf einen Knopf drücke und meine Daten in der Lightroom CC Classiv Version vorbereitet und zugeordnet auftauchen. Doch so wie es aussieht, ist ein paralleles Arbeiten mit beiden Programmen von Adobe gar nicht wirklich vorgesehen.

Auch fällt auf, dass es in der neuen Version gar keine Reiter zum Thema, Karte, Buch, Drucken und Web mehr gibt. Zugegeben die Reiter Karte, Buch und Web sind auch eher uninteressant, selbst für den professionellen Fotografen eher ein „nice to have“, aber der Druckbereich ist schon ein sinnvoller Zusatz, bietet er neben den reinen Ausdruck auf einem Drucker, doch auch die Möglichkeit über Druckvorlagen Fotocollagen zu erstellen oder Bilder auf einem Fotobogen auszurichten und diesen denn als druckbare und verschickbare jpg-Datei auszugeben.

Auch die Filterfunktionen haben gelitten und wurden zusammenstrichen. Zwar gibt es immernoch die Möglichkeit nach „ausgewählten“ und „abgelehnten“ Markierungen, nach Sternen oder Stichworten zu filtern, aber Die Metadatenfilter wurden vollständig herausgenommen und auch eine farbliche Markierung der Bilder ist nicht mehr vorgesehen.

 

Bilder importieren und exportieren

Aber nicht nur das Aussehen und ein paar grundlegende Funktionen haben sich geändert, auch der Bildimport ist vollkommen anders und längst nicht mehr so komfortabel und bietet deutlich weniger Möglichkeiten! Das effiziente an der Classic Version ist und war, dass man beim Import verschiedene Dinge automatisch erledigen lassen konnte.

Die Funktion „während des Importvorgangs anwenden“ bietet die Möglichkeit, Stichtwörter bereits beim Bildimport zu setzen, Dateien umzubenennen, Metadaten anzupassen und beispielsweise Copyrightinformationen direkt in die Bildmetadaten zu schreiben. Außerdem bietet die Classic Variante die Möglichkeit den Speicherordner und auch die Unterordner selbst anzusteuern und je nach Import zu verändern. So können beispielsweise Bilder direkt auf externen Festplatten gespeichert werden und auch das erstellen einer Sicherheitskopie auf einem anderen Laufwerk ist in der Classic Variante kein Problem.

Diese Funktionen gibt es bei der Lightroom CC Variante überhaupt nicht mehr! Eine Zuordnung von Stichworten muss aufwendig nach dem Import geschehen und macht mehr Arbeit und auch die Metadatenanpassungen müssen im Nachgang unter „Informationen“ eingegeben werden. Die Übersichtlichkeit der Bibliothek ist in der neuen Funktion dahin!

Das Aufklappen der Seitenmenüs, um zu den Stichwörtern oder Metadaten (Informationen) zu gelangen macht die Arbeit mit Lightroom CC deutlich umständlicher und langsamer! Auch werden längst nicht so viele Metadaten ausgeworfen und angezeigt, oder können bearbeitet werden. Es fehlt auch hier an Effizienz, die in Lightroom CC Classic gegebene Möglichkeit Stichwortgruppen thematisch anzulegen, um diese dann schneller zu den Bildern zuordnen zu können, fehlt in der neuen Version ebenfalls.

Auch die in der Lightroom CC Classic integrierten Veröffentlichungsdienste und Schnittstellen zu anderen Anbietern, wie facebook, Adobe Photostock oder auch der Export von Bildern über einen FTP-Upload bei anderen Anbietern wie beispielsweise der PicDrop-Box sind so nicht vorgesehen. Lediglich über den Exportbereich können Bilder auch auf facebook hochgeladen werden.

Die Exportmöglichkeiten haben bei der Lightroom CC Version ebenfalls sehr gelitten und wurden auf ein Mindestmaß zusammengestrichen, wer seine Bearbeitungen nicht ins jpg, sondern in Dateiformate wie TIFF oder PSD exportieren will sucht vergeblich. Auch die Veränderung von Größen oder Auflösungen kann nur in sehr geringem Maße beeinflußt werden. Farbraumveränderungen in AdobeRGB, CMYK oder die Anpassung an ICC Profile für den professionellen Druck ist ebenfalls nicht möglich.

Bildentwicklung

Selbst bei der zentral wichtigen Bildentwicklung wurde gespart und verändert. Die beiden Variaten des Programms arbeiten mit einem vollkommen unterschiedlichen Aufbau, einer anderen Reihenfolge in der Regleranordnung und auch die Bezeichnungen sind nicht einheitlich, was eine softwareübergreifende Workflowgestaltung extrem erschwert!

Im ersten Augenblick wirkt es zwar so, als wäre lediglich die Reihenfolge und die Bezeichnung anders, doch bei näherem Hinsehen fällt auf, dass Lightroom CC keine Gradationskurve für die Bearbeitung der Kontrastwerte bietet, eine Bildumkehr von Negativbildern in Positive ist ebenfalls nicht möglich. Im weiteren Verlauf fehlt auch die Teiltönungsmöglichkeit, die beispielsweise eine Farbüberlagerug oder bei Schwarzweißaufnahmen eine Sepiatönung ermöglicht. Auch die Kamerakalibrierungsmöglichkeit fehlt bei der Lightroom CC Variante.

Die Feinheitskorrekturen wie beispielsweise der Kopierstempel, der Reparaturstempel, der Verlaufsfilter, der Radialfilter und auch der Korrekturpinsel sind in der Lightroom CC Variante ebenfalls enthalten. Allerdings sind auch hier viele Feinheiten deutlich reduziert und vereinfacht worden! Das Abspeichern von individuellen Korrektureinstellungen oder auch die voreingestellten Korekturen von Lightroom CC Classic, z.B. Abwedeln, Nachbelichten, Zähne bleichen oder Iriskorrekturen ist in der neuen Variante Lightroom CC ebenfalls nicht möglich.

Die neue Variante bietet auch keine Protokollübersicht der einzelnen Arbeitsschritte oder auch die Möglichkeit Schnappschüsse anzufertigen, um Zwischenschritte zu sichern fehlt bei die neue Version vollkommen!

Zwar kann zwischen der Originaldatei und der Bearbeiteten hin- und hergeschaltet werden, ein direktes nebeneinander legen der vorher nachher Varianten ist in Lightroom CC ebenfalls nicht mehr möglich.

Workflowgestaltung und Effizienz

Die Gestaltung der neuen Variante ist schlanker, bietet weniger Komfort und macht die Bearbeitung im professionellen oder auch im Amateuerbereich deutlich ineffizienter. Eine gezielte Workflowgetaltung, eine versionsübergreifende Arbeit oder gar ein Umstieg von der gewohnten Lightroom Classic Variante auf die neue Lightroom CC Variante ist damit nahezu unmöglich.

Fazit

Das es kein Lightroom 7 mehr auf Kaufbasis geben soll, hatte Adobe lange angekündigt, doch die neue Variante bietet lediglich eine Art Lightroom Elements, allerdings teuer verkauft wird. Bedenkt man, dass Lightroom „Classic“ bei deutlich höherem Funktionsumfang immer für etwa 120,- Euro angeboten wurde und das die neue Lightroom CC Abovariante bei geringerem Funktionsumfang nun etwa 140,- Euro pro Jahr kosten wird.

Für einfache Bildbearbeitungen im rein privaten Bereich und für alle, die gerne ihre Smartphonebilder in Lightroom bearbeiten und verwalten nutzen möchten mag die neue Lightroom CC Variante ausreichend erscheinen. Doch nach meiner Meinung ist diese Variante ihr Geld und die Unterwerfung in einen Abodienst nicht wert.

Berufswunsch: Fotograf

Der Beruf des Fotografen des Fotografen ist vielseitig und spannend, man trifft immer wieder auf neue Menschen, arbeitet in einer kreativen Umgebung und kann sich dabei frei ausleben, doch genauso vielseitig, wie der Beruf ist, genauso vielseitig sind die Möglichkeiten in diesem Beruf zu arbeiten.


Die Ausbildung zum Fotografen

In Deutschland ist der Fotograf ein handwerklicher Lehrberuf, die Bezeichnung ist somit geschützt! Die Regelausbildungszeit dauert 3 Jahre. Wer sich also in Deutschland Fotograf nennen möchte, muss sich mit den Regeln der Handwerkskammern auseinandersetzen, zu fotografieren und sich einfach Fotograf zu nennen, verstößt gegen die Handwerksordnung (HwO) und kann Bußgelder nach sich ziehen.

Die Inhalte der Fotografen Ausbildung werden in der Ausbildungsordnung geregelt, nach der Ausbildung zum Fotografen kann der Auszubildende eine Weiterbildung zum Fotomeister machen.


Alternative Ausbildungen

Die Novellierung der Handwerksordnung hatte eine Vielzahl neuer Ausbildungsangebote im fotografischen Bereich zur Folge, Abschlüsse als Diplom Foto-Designer und Fotoassistent, o.ä. Bezeichnungen, werden von unterschiedlichen privaten Bildungsträgern angeboten.

DOCH VORSICHT! Für die Einordnung als Handwerksfotograf ist nicht die geführte Bezeichnung entscheidend! Entscheidend ist das ausgeübte Tätigkeitsfeld. Auch ein Foto-Designer muss sich bei der Handwerkskammer eintragen lassen, wenn er handwerklich tätig ist.


Mögliche Berufsfelder

Die meisten von Euch kennen die klassischen Studiofotografen, das Fotostudio an der Straße, wo man hingeht und Familienportraits, Bewerbungsbilder, Passbilder und andere Studioaufnahmen machen zu lassen. Häufig bietet der Studiofotograf auch Außentermine an, fotografiert Hochzeiten oder andere Veranstaltungen. Hier finden auch die meisten Ausbildungen zum Fotografen statt und hier werden auch immer mal wieder Praktikanten genommen, um ihnen den Alltag eines Fotografen zu zeigen. Der Vorteil eines Studios ist, dass es feste Arbeitszeiten und Öffnungszeiten hat, so dass man immer auch etwas zu tun gibt.

Neben diesen Studios gibt es auch noch industrielle Fotostudios, die meist von der Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommen werden. Sie haben keine Laufkundschaft, fotografieren beispielsweise Maschinen, Produkte oder auch Essen. Diese Studios bieten ebenfalls die Möglichkeit eine Ausbildung und häufig auch Praktikumsplätze, sind aber nicht immer leicht zu finden. Allerdings liegt hier gerade der Vorteil, denn hier kommen auch nicht so viele Bewerbungen für Ausbildungsplätze an.

Ein weiterer Bereich, den viele kennen dürften sind die Modefotografen, spätestens wenn man einmal im Fernsehen eine Sendung wie „Germanys next Topmodel“ oder ähnliches gesehen hat, kennt man diesen Berufszweig. Zweifellos ist dieser Bereich interessant und spannend, man reist viel, übernachtet in unterschiedlichsten Ländern und kommt viel rum. Doch die meisten dieser Fotografen sind freiberuflich tätig, sie haben vielleicht ein Studio, sind aber nicht immer vor Ort und können daher auch nur selten tatsächlich Fotografen ausbilden.

Der Bildjournalist ist ebenfalls ein Berufszweig in der Fotografie, den viele von Euch kennen. Er liefert die Bilder für Zeitungen, Zeitschriften und Internetportale. Den Bildjournalisten sieht man auch auf größeren Veranstaltungen und auch auf Konzerten. Auch hier sind die meisten Bildjournalisten als freiberufliche Fotografen unterwegs und arbeiten auf eigene Rechnung, wie es so schön heißt. Sie sind also nicht bei einer Zeitung angestellt und beziehen kein festes, regelmäßiges Gehalt, sondern werden für die Story und die Bilder die sie liefern bezahlt.

Auch der Tier- und Naturfotograf gehört in diese Kategorie der Fotografen, bei ihm kommt allerdings noch erschwerend hinzu, dass er häufig alleine unterwegs ist, um Tiere nicht zu verschrecken. Er verbringt viel Zeit damit Motive zu suchen oder auf sie zu warten. Auch in diesem Bereich wir eher nicht ausgebildet.

Im Bereich des Bildjournalismus finden in der Regel keine Ausbildungen statt, es gibt jedoch einige private Akademien, die eine solche Ausbildung zum Bildjournalisten anbieten, denn für diese Berufsgruppe ist es nicht nur wichtig gute Bilder zu machen und die Kamera zu beherrschen, sondern auch Texte schreiben, Storys finden und vermarkten gehört ebenfalls zu diesem Beruf und eine klassische Berufsausbildung des Handwerks werden diese Inhalte überhaupt nicht vermittelt oder angesprochen, da sie nichts mit der klassischen Fotografenausbildung zu tun haben.

Einige Unternehmen haben sich auf den Bereich der Produktfotografie spezialisiert, große Werbeagenturen oder Agenturen, die vor allem Fotografien für online Shops, Kataloge o.ä. herstellen, ein Beispiel wäre hier Wiethe Objektiv, einer der großen Anbieter für Produktfotografien in Deutschland. Diese Unternehmen beschäftigen Fotografen, bilden jedoch in der Regel auch keine aus, weil sie nicht die Vorraussetzungen für eine Ausbildung bieten und keine handwerklich organisierten Betriebe sind.

Die Bereiche in denen Foto)grafen arbeiten sind vielseitig, neben den geschilderten Bereichen gibt es beispielsweise auch noch Fotografen in folgenden Sparten:

  • Architekturfotografien (auch Innenarchitektur) häufig aber auch von Bildjournalisten gemacht, die für Verlage von Kalendern und Fotobüchern eine Fotostrecke erstellen.
  • Museumsfotografien (Fotografien von Artefakten zur Katalogisierung)
  • Medizinische Fotografien (z.B. zur Dokumentation von Operationen o.a.)
  • Kriminalfotografie (in Zusammenarbeit mit der Polizei, Tatortfotografie)
  • Stockfotografie (Arbeiten werden ohne Auftraggeber erstellt und bei speziellen Bildagenturen angeboten, z.B. AdobePhotostock)
  • Theaterfotografie (Erstellen von Aufnahmen aus den Auftritten, General- und Kostümproben für die Öffentlichkeitsarbeit, Plakate, etc.)
  • Fotokünstle

Arbeiten als Fotograf

Der Beruf des Fotografen ist in Deutschland in erster Linie eine Domäne des Handwerks, lange Zeit war es kaum möglich in diesen Beruf als Quereinsteiger zu Arbeiten.

Als vor einigen Jahren jedoch das Hanfwerksrecht novelliert wurde, fiel die Meisterpflicht und auch die Ausbildungspflicht für Fotografen und nun kann sich jeder in Deutschland als Fotograf selbständig machen oder auch als angestellter Fotograf arbeiten, sofern er das notwendige Wissen und die technischen Möglichkeiten hat.


Berufsausübung ohne Ausbildung

Ursprünglich war die Tätigkeit als selbstständiger Fotograf nur mit abgeschlossener Meisterprüfung möglich. Im Jahr 2004 wurde die Handwerksordnung allerdings Novelliert und seitdem gehört der Beruf des Fotografen laut Anlage B der Handwerksordnung zu den zulassungsfreien Berufen (§ 18 Abs. 2).

Berufsfotografie ist seitdem auch für Autodidakten ohne Meisterprüfung erlaubt! Im Grunde kann sich somit jeder als Fotograf selbständig machen  und sich als Fotograf bezeichnen! Ohne Gesellenabschluss dürfen diese jedoch keine neuen Fotografen ausbilden (HwO).

Es wurde allerdings nur die Ausbildungs- und Meisterpflicht aufgehoben! Eine Eintragung in die Handwerksrolle (Anlage B) ist für handwerkliche Fotografie  (Hochzeiten, Portraits, Architektur, Produkte) noch immer vorgeschrieben. Ob Sie sich eintragen lassen müssen, erfragen Sie am besten bei Ihrer zuständigen Handwerkskammer!

Für viele Fotografen war diese Veränderung ein ziemlicher Schock und in vielen Bereichen hat sie auch zu einem regelrechten Verdrängungswettbewerb geführt, denn es gab plötzlich einen Wettbewerb zwischen Hauptberuflichen Fotografen und nebenberuflichen Hobbyfotografen, die auf Grund ihres selbst angeeigneten Wissens und auf Grund der Tatsache, dass sie nicht zwingend auf den Verdienst als Fotografn angewiesen sind, mit ganz anderen Preisen kalkulieren konnten.

Doch Vorsicht, nur weil jetzt jeder in Deutschland als Fotograf arbeiten darf, heißt das nicht, dass es keine Regeln zu beachten gibt oder das die Handwerkskammerpflicht aufgehoben wurde. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung „Fotograf“ immer noch ein geschützter Handwerksbegriff und die klassischen Tätigkeiten der Auftragsfotografien (z.B. Passbilder, Bewerbungsbilder, Portraitbilder, Hochzeitsfotografien, etc.) unterliegen immer noch der Handwerkskammerpflicht. Ihr müsst Euch also eventuell bei der Handwerkskammer anmelden, wenn ihr diese Tätigkeiten ausübend wollt, sonst drohen Euch Strafzahlungen.


Selbständiger Handwerker, Angestellter, Freiberufler oder Künstler?

Grundsätzlich gibt es diese vier Unterscheidungen für Fotografen, die einzelnen Tätigkeitsfelder gehören immer in eine dieser Kategorien.

Ein selbständiger Handwerksfotograf ist ein Fotograf, der in seiner Art der Fotografie Vorgaben (z.B. bei Bewerbungsbildern und Portraits), Gesetzen (z.B. bei Passbildern) oder genauen Vorstellungen seiner Kunden unterliegt. Er kann nicht frei arbeiten, sondern muss sich an die genauen Vorgaben seines Auftrags halten, die Fotografien sind nach Art und Aussehen definiert, daher unterliegen viele Fotografen auch heute noch den Regeln der Handwerkskammern und müssen dort Mitgliedsbeiträge entrichten. Als Selbständiger Fotograf bedeutet das, dass man selbst für seine Krankenversicherung (Pflichtversicherung in Deutschland!) und seine Rentenversicherung aufkommen muss, die Kosten hierfür trägt man vollständig alleine und muss diese über seine Aufträge verdienen. Handwerksfotografen sind berufsgenossenschaftspflichtig, das heißt ihr müsst neben den Beiträgen für die Handwerkskammer, auch Beiträge an die für Euch zuständige Berufsgenossenschaft zahlen, damit ihr in Eurer Tätigkeit auch unfallversichert seid.

Als angestellter Fotograf kann Euch die Eingruppierung Eures Arbeitgebers im Grunde egal sein! Ihr müsst nicht einmal offiziell als Fotograf eingestellt sein und könnt trotzdem als Fotograf arbeiten, häufig werden Verträge als Fotodesigner oder Fotoassisten oder als Angestellter im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit geschlossen, um keine Schwierigkeiten mit der Handwerkskammer zu bekommen oder um das Tätigkeitsfeld etwas offener und flexibler zu fassen.

Ihr seit Angestellte eines Unternehmens, bezieht ein regelmäßiges Gehalt und seid somit über Euren Arbeitgeber für Eure Tätigkeit unfallversichert und sofern Eure Anstellung sozialversicherungspflichtig ist, seid ihr auch gesetzlich kranken- und rentenversichert.

Künstler unterliegen hingegen den Regeln der Künstlersozialkasse, um hier Mitglied zu werden muss man sich allerdings zunächst einmal mit den Statuten der KSK vertraut machen und schauen, wann man denn als Fotograf auch als Künstler eingestuft wird, ein wichtiger Aspekt ist, dass man eben keine handwerklichen, fotografischen Tätigkeiten ausübt! Der Vorteil einer Mitgliedschaft in der KSK liegt vor allem in der Kostenersparnis bei der Kranken- und Rentenversicherung. Der Künstler wird einem Angestellten gleichgestellt, er ist Mitglied der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung und trägt genau die gleichen Anteile an den Kosten, wie ein Angestellter. Das stellt eine immense finanzielle Erleichtung gegenüber einem selbständigen Handwerksfotografen dar. Die Unfallversicherung ist allerdings nicht Teil der Künstlersozialkasse, hier solltet ihr Euch privat absichern, denn ein Pflicht für eine Berufsgenossenschaft gibt es für Künstler nicht. Im Falle eines Arbeitsunfalls seit ihr also nicht abgesichert.

Die Tätigkeiten, die nicht in die Regeln der Handwerkskammern fallen (z.B. Bildjournalisten, Werbefotografen, Künstler, etc.) gehören zu den freien Berufen. Freiberufliche Fotografen haben bei der Auswahl ihrer Auftraggeber, der Art und Weise wie sie ihre Bilder machen und bei der gestalterischen Umsetzung dieser Bilder die freie Wahl.

Oftmals könnt Ihr als freiberuflicher Fotograf auch eine Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse beantragen, nimmt diese Euch auf, so gelten die selben Regeln, wir für Künstler.

Doch sofern Euch die Künstlersozialkasse nicht auf nimmt, seit ihm mehr oder weniger einem handwerklichen Fotografen gleichgestellt, zwar unterliegt ihr nicht der Handwerkskammerpflicht, aber ihr müsst vollständig privat für Eure Krankenversicherung und Rentenversicherung sorgen! Auch von der Berufsgenossenschaft seit ihr nicht zwingend befreit, zumal eine Befreiung von der Pflicht Euch nicht von den Kosten einer Unfallversicherung befreit, denn Ihr solltet Euch so oder so gegen Arbeitsunfälle versichern. Die monatlichen Kosten eines freiberuflichen Fotografen sind also in der Regel nicht viel geringer, als die eines selbständigen Handwerkers, lediglich sein Arbeitsfeld ist ein anderes.

Falls Ihr langfristig plant und ein Studio mit Angestellten betreiben wollt, müsst ihr Euch noch über die genauen Regeln für Gewerbetreibende auseinandersetzen, denn sobald Angestellte und eigene Geschäftsräume dazukommen, geltet ihr als gewerbetreibende Unternehmer.


Angestellter, Selbständiger oder Freiberufler?

Die Regelarbeit als Fotograf ist heute eine freiberufliche oder selbständige Tätigkeit, das Angestelltenverhältnis gibt es nur noch selten, manche Museen und Theater bieten noch Arbeitsplätze für Angestellte Fotografen, meist bieten jedoch nur noch Fotostudios und manche industriellen Unternehmen Anstellungsverhältnisse an, die dann häufig auf Teilzeitbasis sind und bei eine Bezahlung knapp über dem Mindestlohn liegen. Es gibt natürlich Ausnahmen, die diese Regel bestätigen, doch die Regel bleibt langfristig die Selbständigkeit

Wer also in diesem Beruf tatsächlich arbeiten möchte, sollte sich von Anfang an klar darüber sein, dass seine Tätigkeit in der Selbständigkeit mündet. Die Aussicht darauf keinen Chef zu haben und nur für sich selbst Verantwortung zu tragen, erscheint vielen zunächst als große Verlockung:

  • sein eigener Chef sein
  • frei haben können, wann immer mal will
  • selbstbestimmt arbeiten
  • keine nervigen Gespräche mit Vorgesetzten

Doch man sollte auch nicht vergessen, das Selbständigkeit in der Regel mehr Arbeit bedeutet, als ein Angestelltenverhältnis. Es gibt keine geregelten Arbeitszeiten und eine hohe Selbstbeherrschung, denn frei haben zu können, wann man will, darf nicht dazu führen dauerhaft frei zu haben. Freizeit bedeutet in der Selbständigkeit, keine Bezahlung. Es gibt keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und auch keine vom Arbeitgeber bezahlten Urlaubstage und ein Angestelltenverhältnis bietet monatlich mehr Planbarkeit und Sicherheit.


Pressefotografen und Künstler

Anders als die Handwerksfotografen unterliegen die Bildjournalisten und die künstlerischen Fotografen nicht der Handwerksordnung!

Sie sind in der Ausübung ihrer jeweiligen Berufe frei und können frei über Inhalte Ihrer Bilder entscheiden, ohne sich an handwerkliche Regeln, wie beispielsweise den klaren Regeln eines Passfotos oder eines Portraitbildes halten.

Ansprechpartner für künstlerisch tätige Fotografen ist die Künstlersozialkasse:

Künstlersozialkasse
Gökerstraße 14
26384 Wilhelmshaven

Service-Center: 04421 9734051500


Berufsgenossenschaftspflicht für Fotografen

Wer sich in Deutschland als Fotograf selbständig machen möchte, unterliegt der Pflichtmitgliedschaft der für Ihn zuständigen Berufsgenossenschaft (BG). Anders als in kaufmännischen Berufen in denen die Mitgliedschaft für Einzelunternehmer freiwillig ist, muss der Fotograf einer Berufsgenossenschaft beitreten.

Hier spielt es auch keine Rolle, ob die Tätigkeit handwerklich oder künstlerisch ausgeübt wird! Die ausgeübte Tätigkeit bestimmt lediglich die Zuordnung der zuständigen Berufsgenossenschaft.

Welche Berufsgenossenschaft für Sie zuständig ist, können Sie beim Dachverband der gesetzlichen Unfallkassen erfragen.

 

Fotografie und Bildmanipulation sind untrennbar miteinander verbunden

In meinen Fotokursen und auch in Gesprächen mit anderen Fotografen spielt das Thema Bildbearbeitung und Bildmanipulation natürlich immer wieder eine Rolle. Dabei stehen viele der Bildbearbeitung eher skeptisch gegenüber. Dabei gehört die Bildbearbeitung bereits von Anfang an zur Fotografie.


Fotografie ist nie frei von Manipulation


Bereits durch die Entscheidung über den festzuhaltenden Moment und die Wahl des Bildausschnitts wird das Bild „manipuliert“, denn der Fotograf entscheidet was überhaupt auf ´zu sehen sein wird. Eine weitere Manipulation wird anschließend durch die Festlegung von Fokuspunkt, Blende, Belichtungszeit und weiteren technischen EInstellungen der Kamera vorgenommen. Die Wahl der Kamera, der Objektive, des Films, des Fotopapiers, der Chemikalien, unglaublich viele Faktoren spielen bei der Bildaufzeichnung eine Rolle. Denkt man allein an die Entscheidung über Schwarzweiss oder Farbe, wird schon klar, wie schnell wir ins Bild eingreifen und es damit manipulieren.

Doch allein durch das Drücken des Auslösers entsteht noch kein Bild. Früher stand vor dem fertigen Bild das belichtete, aber unentwickelte Negativ, seitdem sich die digitale Fotografie in den meisten Bereichen durchgesetzt hat, steht vor dem fertigen Bild die unentwickelte RAW Datei. In beiden Fällen muss aus den aufgezeichneten „Daten“ zunächst ein Bild entwickelt werden. Zu analogen Zeiten stand der Fotograf in der Dunkelkammer und entwickelte zunächst das Negativ und darauß im Anschluss das Foto. Die Einflussmöglichkeiten waren schon damals nicht geringer als heute. Heutzutage schließt sich der Fotograf nicht mehr für Stunden in einen abgedunkelten Raum ein, die digitale Bildbearbeitung hat vieles vereinfacht, aber nur wenige Photoshop-Funktionen sind tatsächlich neu, vieles war bereits zu den Anfängen der Fotografie möglich und wurde auch gemacht.

Die Bildbearbeitung oder auch die Bildmanipulation ist also fest mit der Fotografie verbunden, natürlich in unterschiedlicher Intensität. In manchen Fällen geht es um kleinere Schönheitsreparaturen, manchmal geht es darum Beschädigungen des Originals zu reparieren und in einigen Fällen auch um gezielte veränderung einer Bildaussage.


Die Geschichte der Bildbearbeitung


Als Louise Daguerre 1839 sein Bild vom „Boulevard du Temple“ veröffentlichte und damit den offiziellen Startpunkt für die Fotografie setzte, war es sehr schnell üblich mit Kohle die Kontrastlinien des Bildes nachzuzeichen und Kontraste zu verändern. Flächen wurden geschwärzt oder Inhalte gar ausradiert, bevor dann ein Papierabzug erstellt wurde.

Bereits 1855 wurden bei der zweiten Weltausstellung in Paris die Möglichkeiten der Bildretusche bei Portraits vorgestellt. Es konnten geschlossene Augen durch die Möglichkeiten der Manipulation am Negativ so dargestellt werden, dass sie wieder geöffnet waren, Köpfe ausgetauscht und Inhalte der Bilder verändert werden. Bei Photoshop arbeiten wir heute mit Ebenen, in der Geschichte arbeitete man mit Doppelbelichtungen und Negativüberlagerungen, um gezielte Bildkompositionen zu erstellen. Es gab eine Vielzahl von Möglichkeiten.

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Complete Self-Instructing Library Of Practical Photography


Der Fotograf J.B. Schriever schrieb 1868 (veröffentlicht 1908) ein umfassendes Werk mit dem Titel „Complete Self-Instructing Library Of Practical Photography“. Ein zentrales Werk der Fotografietechnik mit Anleitungen zur Lichtsetzung, Bildaufbauf und Hinweisen zu Problemstellungen.

Im zweiten Band „Negative developing and after-manipulation“ werden grundlegende Techniken zu Bildmanipulation dargestellt und beschrieben. Keine 100 Jahre nachdem die Fotografie ihre ersten Schritte machte, gehörte die Manipulation und Bildretusche direkt am Negativ bereits fest zum Repertoire der Fotografen.

Schriever beschreibt in seinem Werk verschriedene Techniken, wie das Bemale und das Radieren von Negativen, Schönheitsretuschen bei Portraits und auch weitergehende Techniken, um beispielsweise aus einem Portrait eine Büste zu machen.


Gezielte Manipulation zur Meinungsbildung


Es dauerte auch nicht lange, bis Bilder gezielt verändert wurden, um politische Meinungen zu bilden und Berichterstattungen gezielt zu verfälschen. Menschen vertrauen ihren Augen und wenn es ein Bild gibt, dann „muss“ das auch so gewesen sein.

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Dieser meist politisch motivierten Manipulation verdankt die Bildbearbeitung ihren schlechten Ruf. Ob absichtlich verfälscht, um die Bildaussage zu verändern oder einfach nur aufgehübscht, um technische Fehler zu korrigieren bzw. physikalische Grenzen zu überwinden, bereits vom Begin der Fotografie an, waren die Möglichkeiten der Bildmanipulation vielfältig und wurden auch immer genutzt. Die digitale Technik hat diese Möglichkeiten lediglich vereinfacht!

 

Fotografieren lernen, sehen lernen! – Teil 2

Im ersten Teil dieses Artikels habe ich Euch etwas über die Unterschiede zwischen unserer Art zu sehen und der Art, wie die Kamera sieht, erklärt. Ihr habt erfahren, dass wir nur einen kleinen Teil unseres Sichtfeldes tatsächlich zum alltäglichen Sehen nutzen und Eure Kamera deutlich flexibler in der Gestaltung ihres Sehvermögens ist, als das menschliche Auge.

Wir sehen nicht nur, wir erleben!

Das Sehen ist nur die eine Seite dessen, wie Bilder in unserem Kopf entstehen, das eigentliche Bild entsteht durch viele „Einzelaufnahmen“, doch bevor diese wirklich als Bild in Eurem Kopf zusammengesetzt werden, werden sie durch unsere Wahrnehmung gefiltert!

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Anders als unsere Kamera, erleben wir den Moment, den wir festhalten wollen. Wir nehmen ihn mit all unseren Sinnen ganzheitlich wahr. Wir sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, interpretieren, vergleichen Erinnerungen und Erwartungen, wir freuen uns oder sind traurig, wir bewerten die Situation anhand von gelernten und erlebten Dingen, aber wir vergessen auch, verdrängen und filtern unwichtiges einfach aus.

Unserer Kamera hingegen steht nur der „Sehsinn“ zur Verfügung, anhand ihrer technischen Parameter und einprogrammierten Algorhythmen „bewertet“ sie das gesehene und erstellt Euch ein Vorschaubild.


Die menschliche Wahrnehmungssperre

Doch unsere Wahrnehmung wird auch stark gefiltert, da unser Gehirn nur eine sehr begrenzte Aufnahmekapazität besitzt, diese Wahrnehmungssperre trainieren wir uns in den ersten Lebenswochen und Monaten an. Dieses Training ist schmerzhaft und laut, denn man weiß heute, dass Säugling aus unerfindlichem Grund schreien, weil sie reizüberflutet sind, ihr Gehirn hat bisher noch nicht gelernt die Umgebung nach wichtigen und unwichtigen Informationen zu filtern.

Tatsächlich landen gerade einmal 20% aller optisch und über andere Sinne aufgenommenen Informationen bewusst in unserer Erinnerung, die restlichen 80% filtern wir heraus, bewerten sie als unwichtig und vergessen sie wieder. Falls ihr selbst testen wollt, wie groß diese Lücke ist, lade ich Euch zu einem Test ein:

  1. Betretet einen Raum den Ihr noch niegewesen seid und nehmt Eure Kamera mit.
  2. Geht hinein und seht Euch nur für eine Sekunde um, in dieser Zeit macht ihr ein weitwinkliges Foto von diesem Raum.
  3. Dreht Euch um und geht wieder raus, nicht noch einmal reinschauen.
  4. Nun wartet ihr 10min. damit sich die Erinnerungen setzen können.
  5. Schnappt Euch einen weißen Zettel und versucht zu zeichnen, was ihr gesehen habt. Es geht nicht um Schönheit, sondern nur darum zu überlegen, was ihr gesehen habt. Schreibt eine kurze Beschreibung des Raums.
  6. Nun schaut Euch Eure Zeichnung und die Beschreibung an und vergleicht das mit dem Detailreichtum des Bildes, welches Eure Kamera gemacht habt.

Ihr werdet feststellen, das die Kamera – ohne Wahrnehmungssperre – ein deutlich detailierteres Bild aufgezeichnet hat, als Eure Erinnerung. Die Kamera ist Eurer Art die Welt zu sehen und zu interpretiere in vielen Dingen unterlegen, doch im reinen Sehen und Erinnern, ist sie Euch überlegen!

Daher ist es um so wichtiger sich möglichst genau auf das zu Fotografierende zu konzentrieren, die Bildränder zu kontrollieren und den Bildausschnitt mit Bedacht zu wählen.


Ein fotografisches Beispiel

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Beispielbild – Kameraaufzeichnung

Sicher kennt ihr das Phänomen, ihr macht ein Bild und irgendwie sieht das nicht so aus, wie Ihr Euch das Bild vorgestellt habt. Irgendwas ist anders, die Stimmung passt nicht, die Farben waren doch anders und warum ist da etwas im Bild, dass ihr Euch nicht erinnern könnt.

Dieses Bild zeigt in der unteren, linken Bildecke die „Heckflosse“ einer vorbeifahrenden Gondel in Venedig, an die ich mich beim Fotografieren nicht erinnern konnte. Ich habe sie am Bildrand nicht wahrgenommen auch wenn sie definitiv da war. Außerdem war das Bild in meiner Erinnerung deutlich farbenfroher, das Boot und der kleine Anlefer direkt am Balkon waren eigentlich mein Hautpmotiv und nicht der riesige Schatten im Hintergrund. Doch auch diesen habe ich so nicht wahrgenommen. Ich hatte mich auf das Boot konzentriert. Da dieses Boot in der Sonne stand, hatten meine Augen sich an die Helligkeit der Umgebung gewöhnt, was die Farbenfrohere Erinnerung erklärt.

Bildbeispiel 2 - So habt ihr das Bild gesehen.

Bildbeispiel – So habt ihr das Bild gesehen.

Denn wie Ihr im ersten Teil gelesen habt, seht Ihr lediglich einen kleinen Bereich des Bildes im zentralen Gesichtsfeld tatsächlich farbig, scharf und dreidimensional.

Ihr habt Euch also nur einen sehr zentralen Bereich des Bildes wirklich angeschaut und bewusst wahrgenommen und nur innerhalb dieses Bereiches entsteht Eure bewusste Erinnerung an das Bild, auch wenn der eigentlich gesehene Bereich größer war.

Eure Wahrnehmung hat das Bild dann zusätzlich noch optimiert und verfälscht. Nach ein paar wunderschönen Urlaubstagen in einer traumhaft schönen Stadt, einem guten Esssen und einem sehr schönen, sonnigen Tag macht ihr einen Schnappschuss.

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Beispielbild – Eure Erinnerung

All Eure Emotionen begleiten Euch in diesem Moment und sorgen dafür, dass Ihr Euch an einen deutlich schöneren Moment erinnert, als er es eigentlich war. Eure Erinnerung optimiert das Bild in Eurem Kopf, damit es dem entspricht, was ihr erlebt habt. Eure Erinnerung zeigt Euch immer eine subjektive Wahrnehmung und kein physikalisch, objektiv korrektes Bild.

Wie ich eingangs erwähnte, hatte ich ein farbenfroheres Bild im Kopf mit dem Boot als zentralem Bestandteil des Fotos.

Das Bild, welches mir also die Kamera geliefert hat, hat einen größeren Ausschnitt und entspricht nicht dem, was ich wahrgenommen habe. Sie hat ein Bild aufgezeichnet, welches den objektiven Ansprüchen eines möglichst guten Bildes entspricht. Hier zeigt sich der große Unterschied zwischen dem was Ihr glaubt zu sehen und dem was Eure Kamera tatsächlich gesehen hat.


Arbeitet mit der Wahrnehmung und nicht dagegen!

Ihr könnt gegen Eure Wahrnehmung nicht arbeiten, sie ist Euch mitgegeben und mit Euch gewachsen. Sie macht Euer Bild im Kopf aus und prägt Eure Erinnerungen und genau deswegen solltet Ihr mit Ihr arbeiten und nicht versuchen dagegen zu arbeiten.

Die Kameraautomatik kann keine Gedanken lesen, sie kennt keine Emotionen und weiß nicht, was für Euch das Bild ausmacht. Aber wenn Ihr Euch beim Fotografieren auf die Bildränder und den Bildaufbau konzentriert, alle Inhalte aus dem Bild herauslasst, die für Eure Bildaussage nicht wichtig sind und Euch nur auf das konzentriert, was ihr für Eure Geschichte braucht, dann werden Eure Bilder besser und ihr helft Eurer Kamera das Bild besser einzuschätzen.

Bildentwicklung

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Bildbeispiel – Bildentwicklung

Im zweiten Schritt ist wird es notwendig sein das Bild einer Bildentwicklung zu unterziehen, denn wie ich Euch bereits im ersten Teil beschrieben habe, ist die Bildbearbeitung ein zwingender Bestandteil der Fotografie.

Einen Bildausschnitt im Nachhinein größer zu machen ist natürlich nicht möglich, aber verkleinern geht schon, allerdings auch nur begrenzt.

Wichtiger ist es, technische Fehler und Fehleinschätzungen der Kamera zu korrigieren und das Bild so zu gestalten, dass es das zeigt, an das Ihr Euch erinnert! Nur so, entsteht am Ende das Bild, das Ihr eigentlich haben wolltet. Mehr dazu, im Artikel zum Thema „Bildbearbeitung.“

 

Fotografieren lernen, sehen lernen – Teil 1

Die Kamera sieht die Welt anders als wir

Warum ein Bild nicht dem entspricht, was Ihr eigentlich wolltet hat viele Gründe. Ein Grund, der den meisten sofort einfällt ist die Technik, die Kamera ist schlecht, wurde falsch bedient, kann das einfach nicht oder ist gar kaputt. Doch das ist nur ein Grund und nicht einmal der Hauptgrund, denn selbst eni technisch perfektes Bild, einer sündhaft teuren Profikamera kann bei optimalen Lichtverhältnissen einfach nicht das wiederspiegeln, was Ihr Euch vorgestellt habt!

Ein häufig unterschätzter Punkt ist die Art wie Eure Kamera im Unterschied zu Euch die Welt überhaupt sieht! Dabei spielt es nicht einmal eine große Rolle, ob Ihr Euch eines Profimodells oder eines Smartphones bedient, ob Ihr die Kamera manuell einstellt oder eine Vollautomatik die Arbeit machen lässt. Es gibt grundlegende Unterschiede in der Art wie das Bild vor Eurem geistigen Auge – also in der Regel das Bild, das Ihr gerne machen wollt – im Vergleich zu dem Bild, welches Eure Kamera aufzeichnet, entseht. In diesem Artikel möchte ich Euch ein paar dieser Unterschiede einmal vorstellen.


Das menschliche Gesichtsfeld oder Sichtfeld

Der Mensch hat ein ungefähres Sichtfeld von ca. 180° – 200°. Wie weit dieser Sichtwinkel ist, könnt ihr einfach austesten, indem Ihr gerade aus schaut, Eure Arme gerade, seitlich ausstreckt und diese dann gleichmäßig, langsam nach hinten bewegt bis ihr sie nicht mehr sehen könnt, ohne den Kopf zu bewegen. Dieses Sichtfeld erweitern wir dann noch dadurch, dass wir in unserer normalen Umwelt den Kopf bewegen können und so einen recht großen Sichtradius erreichen.

Das Sichtfeld einer Kamera hingegen ist abhängig von der Wahl des Objektivs oder besser gesagt, von der Wahl der Brennweite und vom Cropfaktor der Kamera, anders als Ihr kann eine Kamera ihr Sichtfeld erweitern und auch einschränken, das bezeichnet man als rein- oder rauszoomen.


Farbiges Sehen

Wir sind es unsere Netzhautlk-polarpUmwelt farbig zu sehen und nehmen in der Regel an, dass wir dies auch immer und über unser gesamtes Sichtfeld auch tun.

Doch dem ist nicht so, tatsächlich ist unsere Farbwahrnehmung stark eingeschränkt. In den äußeren Bereichen unseres Sichtfeldes sehen wir im Grunde gar keine Farben, dieser Bereich ist eher für das Sehen von Bewegungen da. Hier befinden sich spezielle Rezeptoren auf der Netzhaut, die dem Gehirn melden, ob sich in unserem äußeren Sichtfeld etwas bewegt, damit wir notfalls auf die Bewegung entsprechend reagieren können. Reaktionen können beispielsweise „Hinsehen“ – also den Kopf in die Richtung der Bewegung drehen – oder auch „Ausweichen“ – also reflexartikes Ducken sein.

Tatsächlich sehen wir nur in einem Bereich von etwa 70° ein wirklich farbiges Bild, weil nur dort alle drei Farbrezeptoren unseres Auges auch wirklich Farbinformationen aufnehmen und nur wenn alle drei Grundfarben gesehen werden, kann das Gehirn daraus die richtige Farbe mischen. In Sichtiwinkel, die ausserhalb dieses Bereichs liegen, sehen wir nur einen Teil der vorhanden Farben. (siehe Grafik)

Das farbige Sehen baut sich also langsam von außen nach innen auf. Diese Feinheit nehmen wir in unserem täglichen Leben allerdings nicht direkt wahr, weil wir es gewohnt sind und nur innerhalb unseres zentralen Gesichtsfeldes tatsächlich unser normales Sehen stattfindet.

Bei Eurer Kamera ist das allerdings anders, denn der Sensor empfängt über den gesamten, durch das Objektiv sichtbaren Teil alle Farben und stellt daraus ein Bild zusammen.


Dreidimensionales und scharfes Sehen

Sehen lernen, Fotografieren lernen, Fotokurs, Bremen, FotoschuleHinzu kommt  noch, dass wir als Menschen mit einem Augenpaar sehen und unsere Art zu sehen auf ein dreidimensionales Sehen ausgerichtet ist. Dieses dreidimensionale Sehen erreichen wir jedoch nur dort, wo sich die beiden Sichtfelder unserer Augen überschneiden und nicht über unser gesamtes Sichtfeld.

Dieser Bereich ist unser zentrales Sichtfeld, also das Sichtfeld in dem Ihr alle es gewohnt seid Eure Umwelt optisch bewusst wahrzunehmen, die äußeren Sichtbereiche nehmen wir nicht bewusst, sondern eher unbewusst wahr. Sie sind von untergeordneter Bedeutung, dienen eher einer Art Orientierung oder Kontrolle der Umwelt.

Um es einfach auszudrücken, natürlich bekommt ihr es mit, wenn seitlich von Euch ein Bär aus einem Gebüsch rennt, um Euch zu jagen, aber wenn seitlich von Euch einfach nur ein Gebüsch ist und nichts passiert, dann werdet Ihr Euch später auch nicht mehr daran erinnern, ob da ein Gebüsch war und schon gar nicht an Details. Wir brauchen unser äußeres Sichtfeld, aber nicht für unsere Bewusste Wahrnehmung und um die geht es ja, wenn Ihr etwas so fotografieren wollt, wir Ihr es „gesehen“ habt.

Das Objektiv Eurer Kamera kann diesen Sichtwinkel über die gewählte Brennweite variieren, Ihr könnt das nicht wirklich, aus diesem Grund empfinden wir Bilder, die mit einer sogenannten Normalbrennweite mit einem Sichtwinkel von ca. 46,7° fotografiert wurden, als natürliche Darstellung einer Situation, denn dieser Sichtwinkel zeigt in etwa das, was wir als normales Sehen empfinden. Jede Brennweite über- oder unterhalb der Normalbrennweite verändert diesen Sichtwinkel und produziert so ein anderes Bild, als das was wir normalerweise sehen würden. In meinem Blogartikel zum Thema Objektive erfahrt Ihr mehr zu den Brennweiten von Objektiven.

Desweiteren hat das menschliche Auge nur einen einzigen Scharfenpunkt auf der Netzhaut, also nur einen kleinen Bereich in dem wir wirklich ein scharfes Bild fokussieren können. Dieser scharfe Punkt befindet sich mittig in unserem Auge.

Auch das könnt ihr leicht testen, konzentriert Euch auf einen beliebigen Gegenstand, eine Person oder einen Punkt im Raum, schaut konzentriert auf diesen Punkt und Euch wird auffallen, dass alles ausserhalb dieses Punktes „unscharf“ wird, es liegt ausserhalb des Fokus‘.

So verhält es sich im Grunde auch bei Eurer Kamera, denn auch Eure Kamera kann nur auf einen bestimmten Bereich im Bild fokussieren, nur an diesem Punkt wird das Bild zu 100 Prozent scharf, ausserhalb dieses Punktes entscheidet die Schärfentiefe oder auch Tiefenschärfe darüber, was eventuell außerdem noch scharf dargestellt wird.


Ein Blick, ein Bild?

In der Regel fotografieren wir mit dem Anspruch das zu fotografieren, was wir gesehen haben und oftmals werden wir enttäuscht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Anspruch nicht nur schwer umzusetzen, sondern häufig ohne entsprechende Nachbearbeitung gar nicht umsetzbar ist.

Eure Kamere mit mit dem Drücken auf den Auslöser ein Foto, dieses Foto hat eine technische Einstellung für Werte wie Belichtungszeit, Blende und Lichtempfindlichkeit. Das Bild vor Eurem geistigen Auge besteht jedoch aus hunderten von Einzelbildern, die Ihr in kürzester Zeit gemacht habt, unser Gehirn setzt aus diesen Bildern dann ein Erinnerungsbild zusammen und genau dieses Bild wollt Ihr gerne fotografieren, aber mit nur einem Foto.

Das menschliche Bewusstsein verarbeitet pro Sekunde 24 Bilder, Ihr seht also die Welt mit 24 Bildern pro Sekunde oder anders ausgedrückt mit 1/24 Sekunde „Belichtungszeit“, ab 18 Bildern pro Sekunde sehen wir erste Bewegungsunschärfen. Schnellfiegende Insekten sehen hingegen bis zu 300 Bilder pro Sekunden, einfache Stubenfleigen sehen 250 Bilder pro Sekunde, sie sehen unsere Welt in Zeitlupe!

Wenn Ihr Euch also 10 Sekunden auf einem Marktplatz umschaut, Euch die Menschen anseht, den Boden, den blauen Himmel, die einzelnen Häuser, den Brunnen in der Mitte des Platzes und die Straßenmusikanten, die vor dem kleinen Restaurant auf der linken Seite spielen, dann habt ihr in diesen 10 Sekunden 240 einzelne „Bilder“ gemacht und immer wenn Ihr Euch auf einen neuen Bereich konzentriert habt, dann habt ihr mit Eurem Auge auch genau auf diesen Bereich fokussiert. Eurer Bewusstsein bastelt daraus jetzt das Bild, an welches Ihr Euch immer erinnern werdet, wenn ihr an diesen Marktplatz denkt.

Dieses Bild wird an verschiedenen Punkten scharf sein, auch wenn das eigentlich nicht stimmt. Eure Kamera kann dieses Bild aber nicht einfach dadurch erreichen, dass Ihr auf einen Auslöser drückt, nicht in einem manuellen Programm und am wenigsten in einem Automatikprogramm, denn die Kamera kann Eure Gedanken nicht lesen.

Hinzu kommt noch, dass Eure Kamera in der Regel nicht mit einer 1/24 Sekunde Belichtungszeit arbeiten wird. Ihre Spielwiese an Belichtungszeiten ist deutlich größer und kann an die Begebenheiten angepasst werden, entweder macht das die Automatik Eurer Kamera oder ihr selbst macht das, aber auch wenn ihr selbst die Belichtungszeit einstellt, die wenigsten Motive des Alltags fotografieren wir mit 1/24 Sekunde Belichtungszeit, schon gar nicht ohne Stativ! (siehe „Die Handaulösegrenze“)


Ein Bild, eine Blendeneinstellung! Haben wir das auch so gesehen?

Wie gesagt, Eure Kamera macht für ein Bild immer auch eine technische Einstellung, dazu gehört auch die Blendeneinstellung, welche Einfluss auf die Tiefenschärfe Eures Bildes hat, also darauf wo das Bild ausserhalb des Fokuspunktes noch scharf ist.

Die Blende Eurer Kamera ist der Iris Eures Auges nachempfunden und lässt sich recht gut damit vergleichen. Sie ist im Objektiv eingebaut und kann geöffnet und geschlossen werden. Doch während Eure Kamera die Belichtungszeit und die Blende verändern kann, könnt ihr nur Eure „Blende“ verändern, um Euch beispielsweise an Lichtverhältnisse anzupassen! Die Belichtungszeit Eures Bewusstseins könnt ihr nicht steuern, ihr seht die Welt immer mit der gleichen Belichtungszeit.

Während Ihr Euch besagten Marktplatz angeschaut habt, gab es helle und dunklere Flächen, der blaue Himmel, der Boden, die Häuser, Schatten, usw. und jedes Mal hat sich Euer Auge an die Lichtverhältnisse angepasst. Bei hellen Flächen war die Iris ganz weit geschlossen, bei dunklen ganz weit geöffnet. Eure 240 Bilder bestehen also aus unterschiedlichen Blendenstufen und Anpassungen an die Lichtverhältnisse. Das eine Erinnerungsbild besteht also aus 240 vollkommen unterschiedlichen Blickwinkeln und ausgeglichenen Lichtverhältnissen. Doch Eure Kamera kann nur ein Bild, mit einer Blende und einer Belichtungszeit darstellen, eine technische Einstellung und genau hier besteht eine technische Diskrepanz zwischen dem was wir glauben gesehen zu haben und dem was wir technisch fotografieren können.


Ein Bild wird nicht aufgenommen, es wird gemacht! (Ansel Adams, Landschaftsfotograf)

Aus diesen genannten Gründen ist eine Bildentwicklung oder Bildbearbeitung ein unabdingbares, wenn auch manchmal ungeliebtes Muss in der Fotografie, noch nie in der Geschichte der Fotografie hat es ein vollkommen unbearbeitetes Bild gegeben, ein Foto kann seinem hohen Anspruch nur genügen, wenn Ihr ihm die Möglichkeit dazu gebt.

Und dazu gehören Beachtung des Bildausschnittes, des Bildaufbaus, des gewählten Blickwinkels und der Inhalte und auch die entsprechende Nachbearbeitung und Korrektur technischer „Unzulänglichkeiten“, die in der Regel nicht zu vermeiden sind, weil eine Kamera eine Maschine, ein Werkzeug ist und bleibt. Mehr zum Thema Bildbearbeitung in meinem Blogartikel „Bildbearbeitung, ein zwingendes Muss in der Fotografie!