Es geht auch kompakt – Arbeiten mit einer Kompaktkamera

In den letzten Jahren ging der Trend bei den Kameras immer weiter in Richtung Systemkamera. Leicht, schnell, leise, handlich und mit der Möglichkeit unterschiedliche Objektive zu nutzen, doch tatsächlich werden diese Möglichkeiten nur selten ausgenutzt.

Die zusätzlichen Objektive sind häufig teuer und müssen dann genauso wie bei einer Spiegelreflexkamera mitgetragen und situationsbedingt gewechselt werden. Außerdem machen die zusätzlichen Zubehörteile den Handlichkeitsvorteil dann auch schon wieder kaputt.

Gute Kompaktkameras bietet alles, was man für die Alltagsfotografie braucht.

In meinem professionellen Arbeitsbereich setze ich vollständig auf die DSLR-Technik und auf einen Vollformatsensor, um den Ansprüchen meiner Auftraggeber und meinen eigenen Ansprüchen vollkommen genügen zu können.
Allerdings kann ich diese Ausrüstung im Urlaub eher nicht gebrauchen und auch bei Spielplatzbesuchen mit meiner Tochter oder auf Familienausflügen, ist diese Ausrüstung eher schwierig. Zu schwer, die Objektivewechsel zu langsam und der Gesamtwert der Ausrüstung zu teuer, um mit ihr über einen Spielplatz zu toben, Fußball zu spielen, auf Bäume zu klettern oder sie auf der Picknickdecke in der Tasche liegen zu lassen.
Eine Alternative musste her, eine bessere Alternative, als das Smartphone, dass zwar für den einen oder anderen Schnappschuss gut ist, aber viel zu viele physikalische Schwächen hat, um damit dauerhaft zu fotografieren. Also schaute ich mir verschiedene Varianten an und stellte fest, dass es gar nicht mehr so viele Möglichkeiten für mich gibt, die für mich infrage kommen würden. Auch wenn es tatsächlich noch einge Kameras im Kompaktbereich gibt, die gute Qualitäten liefern.
Klar war, dass es keine Systemkamera mit Wechselobjektiven werden würde, ich wollte keine Objektive wechseln und ich wollte auch ein in sich geschlossenes System, welches das höchte Maß an Dichtigkeit und somit einen guten Schutz gegen Nässe (Regen), Staub und Sand liefert, denn hier haben alle Kamerasysteme mit Wechslobjektiven ihre Schwachstelle, sobald man das Gehäuse öffnen kann, tritt Schmutz in die Kamera und gelangt auf den Sensor.

Meine Anforderungen an die kleine Schwarze für zwischendurch

Jeder muss für sich selbst schauen, welche Anforderungen genau man hat, aber für mich gilt bei jeder Kamera Funktionalität steht vor Design, Haptik und Handhabung vor technischem Schnickschnack!Meine Kamera muss gut in der Hand liegen, ich darf auch bei einer kleinen Kamera nicht das Gefühl haben einen Fremdkörper in der Hand zu halten, den ich jeden Moment verliere, weil er aus der Hand rutscht. Aus diesem Grund kamen viele Modelle bereits nach dem ersten Anfassen nicht mehr in Frage, schicke glatte Gehäuse, die man kaum vernünftig festhalten kann vielen raus, leider trifft das auf viele Modelle der Firma Sony zu.

  • Außerdem brauche ich zwingend einen Sucher, eine reine Display Kamera bietet mir keine ausreichende Möglichkeit mich auf meine Bild zu konzentrieren und auch bei starkem Sonnenlicht vernünftig die wichtigsten Einstellungen anzupassen! Dabei galt auch wieder Funktion vor Design, ausfahrbare Sucher oder Sucher, die man erst über den Zubehörschuh der Kamera nachrüsten kann sind unpraktikabel und fielen raus!
  • Da ich viel mit dem Sucher arbeite und gerne den Blickwinkel meiner Kamera bereits mit dem bloßen Auge vorausahne, bevorzuge ich Kameras mit einem Sucher, der zentral in der Mitte und direkt über dem Objektiv angebracht ist, das machte die mögliche Auswahl der Kameras schon einmal überschaubar.
  • Die Sensorgröße ist natürlich nicht unwichtig, für die meisten privaten Hobbyfotografen spielt sie allerdings nur dann eine Rolle, wenn man die Qualitäten der Sensorgrößen tatsächlich einmal direkt vergleicht, ansonsten wird einem Hobbyfotografen kaum der Unterschied zwischen einem APS-C Sensor, einem 1″-Sensor oder einem micro 4/3 Sensor auffallen.

Meine Entscheidung eine Canon PowerShot G1X Mark III

Nach einigem hin und her und ca. 6 Monaten des Ansehens, Testens und Ausprobierens, entschied ich mich letzlich für eine Canon PowerShot G1X Mark III. Auch die kleinere Schwester die PowerShot G5X hatte ich in der engeren Auswahl, allerdings im direkten Vergleich gewann der größere Sensor, die wertigere Verarbeitung und auch die bessere Haptik der G1X. Bereits die ersten Gehversuche mit der Canon PowerShot G1X Mark III, die ich auf Grund ihres zu langen Namens Paula taufte, liefen vielversprechend.

Rauschverhalten, Geschwindikeit, Bildqualität, alles war so, wie erwartet und dank des eingebauten APS-C Sensors und dem festverbauten 15-45mm Objektivs, brauchte ich mich dank Cropfaktor 1,6x vom Blickwinkel her nicht einmal umstellen, denn der Blickwinkel entspricht dem von mit bevorzugten 24-70mm Objektiv meiner Vollformatkamera! Ein klarer Pluspunkt und eine gute Wahl seitens des Herstellers.

Die Lichtstärke von 2.8 – 5.6 könnte natürlich besser sein, zumal es Kompaktkameras von Mitbewerbern gibt, die bei ähnlicher Preislage deutlich lichtstärker sind, aber das wusste ich bereits vor dem Kauf und wie schon gesagt, Haptik und Handhabung stehen vor technischen Feinheiten!

Leicht, handlich, schnell und gut zu bedienen

Paula machte ihre Sache gut, ich testete Ihre Geschwindigkeit, den Autofokus, Ihre Rauschverhalten bei hochen ISO-Werten (bis ISO 25.600), die man durch die fehlende Lichtstärke bei schlechteren Lichverhältnissen doch relativ schnell nutzt und auch die Menüsteuerung.

Bei meinen ersten beiden Runden, unternahm ich eine kleine Tagesrunde in Bremen, eine Abendrunde mit Stativ und langen Belichtungszeiten und auch eine abendliche Runde über die Bremer Osterwiese, um Karussells bei voller Geschwindigkeit aus der Hand zu fotografieren. Alles in allem lieferte Paula sehr gute Ergebnisse und machte Ihre Sache für eine Kompaktkamera sehr gut.

Dauereinsatz 4-Tage Reisefotografie
Fotokurs in Edinburgh

Doch der größte Test stand der kleinen Dame noch bevor, denn ein Fotokurs in Edinburgh stand an und damit ein 4 Tages-Einsatz mit unterschiedlichsten Motiven und Lichtverhältnissen. Eine Herausforderung an die Kamera und auch den Akku, aber auch hier machte Paula durchgehend eine gute Figur.

Um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten, habe ich für diesen Test ausschließlich im jpg Format fotografiert und das RAW Format nicht genutzt. Die hier zu sehenden Bildbearbeitungen kommen alle direkt aus der Kamera und beruhen ausschließlich auf den Möglichkeiten der internen Einstellungen im Bezug auf „Bildstil“ (Farbveränderungen und Schwarzweißt), sowie kontrollierte Belichtungskorrekturen und Veränderungen in der Belichtungsmessung. Auf eine nachträgliche Veränderung der Bilder über Photoshop habe ich absichtlich verzichtet

Mein Fazit zur Kamera

Paula ist eine super Alternative für alle, die auf Reisen gerne Fotos machen wollen und viel unterwegs sind.
Das Objektiv passt, sie ist leicht und schnell und die Bedienelemente sind sehr gut anzusteuern. Auch wenn man die Kamera vorm Auge hat und „blind“ einstellt, sind alle Elemente gut erreichbar. Der Autofokus reagiert schnell und die Serienfotografie ebenfall, alles in allem kann man diese Kamera guten Gewissens empfehlen!

Natürlich muss man bei einer Kompaktkamera auch ein paar Abstriche machen, aber das in vielen online Foren betriebene Pixelschubsten und betrachten der Bilder auf 400% Vergrößerung, um das Rauschverhalten zu untersuchen, halte ich für vollkommene Wichtigtuerei! Ein Bild muss wirken, das Motiv muss stimmen und auch bei hohen ISO Werten, kann man mit diesem Model noch gute Abzüge der Bilder bestellen oder Fotobücher drucken! Wie schon erwähnt, könnte das Objektiv sicher noch verbessert werden und auch bei der höheren Brennweite lichtstärker abbilden, aber das ist kein echtes Problem.

Wirklich problematisch ist allerdings die Akkulaufzeit und auch da ist dieses Model nicht alleine, auch andere Hersteller im Kompaktbereich, bei den einfachen Systemkameras bis hin zu den professionellen Systemkameras haben hier noch ordentlichen Nachholbedarf! Ich empfehle beim Kamerakauf direkt den Kauf von zwei Ersatzakkus, hier muss es kein original von Canon sein, günstigere Nachbau-Varianten halten in vielen Fällen sogar länger und bieten keine schlechtere Qualität!

Bei vollautomatischem Einsatz und ohne jegliche Menüführung, kann der Akku eventuell einen vollen Reisetag durchhalten, verlassen würde ich mich darauf jedoch nicht. In meinem Fall, war der 100% vollgeladene Original Canon Akku nach 5,5 Stunden und 85 Bildern vollständig leer, wie beschrieben, habe ich die Kamera jedoch auch immer wieder umgestellt, habe Belichtungszeiten, Blendenwerte, Belichtungsmessung, Bildstile und andere Menüeinstellungen bei unterschiedlichen Motiven angesteuert. Der Zweit-Akku eines günstigeren Anbieters hielt zumindest 8 Stunden Dauereinsatz durch, musste dann aber auch aufgeben, als es um die Langzeitbelichtungen nach einem vollen Tag ging, wollte die Kamera einen neuen Akku.

Da Akkus immer die Angewohnheit haben leer zu gehen, während man die Kamera benutzt, würde ich lieber einen Akku mehr in der Tasche haben, schließlich weiß man nie, wie sich ein Tag entwickelt und was für Motive einen erwarten, daher meine Empfehlung zu zwei Reserveakkus. Vermutlich würde ein Reseveakku ausreichen, aber sicher ist sicher!