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Objektive, Brennweite und Verzeichnung

Auf beinahme jedem Objektiv steht sie drauf, in manchen Kompaktkameras und in Handys ist sie eher versteckt (im Zoomwert), die Brennweite, aber was bedeutet das eigentlich und warum ist dieser Wert wichtig?


Die Lupe und das brennende Papier

Kennt Ihr das noch? Ihr spielt al Kind mit einer Lupe und kokelt damit ein Stück Papier oder ein Stück Holz an, die Lupe bündelt das Licht so stark, dass ein extrem heißer Lichtpunkt entsteht, der ausreicht, um ein Feuer zu entzünden.

Würdet Ihr den Abstand zwischen dem Mittelpunkt der Lupe und diesem Brennpunkt messen, dann hättet Ihr die Brennweite der Lupe. Die Brennweite ist also der gemessene Abstand zwischen der Sammellinse und ihrem Brennpunkt, das ist bei Objektiven nicht anders. Einzig dem Aufbau eines Objektivs, ist es zu verdanken, dass ein Objektiv mit 300mm Brennweite nicht wirklich 30cm lang sein muss.

Ein Objektiv besteht nicht nur aus einer einiigen Linsen, sondern aus einem ganzen System aus Linsen, die das Licht immer wieder Sammeln und Streuen, damit am Ende die beste Lichtausbeute für das Bild zur Verfügung steht.

Die Brennweite ist also eine physikalische Größe und diese physikalische Größe ist mit bestimmten Eigenschaften verbunden. Eine davon ist die sogenannt Verzeichnung, eine Bildverzerrung, welche durch die Linsenkrümmungen entsteht. Eine weitere ist der Blickwinkel, die jedoch auch von der Größe des Bildsensors abhängig ist. Zum Blickwinkel erfahrt ihr in meinem Artikel zum Thema „Cropfaktor“ mehr.


Die Verzeichnung

Die Verzeichnung eines Objektives lässt sich nicht verhindern, sie ist einfach vorhanden und sie hat Einfluss auf Eure Bilder.

Verzeichnung, Objektiv, Verzerrung, Darstellung

Weitwinkelobjektive

Objektive mit einer Brennweite unterhalb von 50mm sind grundsätzlich Weitwinkelobjektive, auch wenn ihr eigentlicher Blickwinkel von der Sensorgröße abhängt, und jedes Weitwinkelobjektiv verzeichnet das Bild tonnenförmig! Bei dieser Art der Verzeichnung, werden die zentralen Bestandteile des Bildes „aufgebläht“, die Außenlinien wölben sich nach außen, senkrechte und waagerechte Linien werden nicht gerade dargestellt, sondern verzeichnet.

Bei einer tonnenförmigen Verzeichnung, werden Objekte, die sich nah am Objektiv befinden, größer dargestellt, als Objekte im Hintergrund. Die Proportionen von Objekten und Menschen verändern sich.

Teleobjektive

Objektive mit einer Brennweite über 50mm sind grundsätzlich Weitwinkelobjektive und jedes Teleobjektiv verzeichnet das Bild kissenförmig! Bei dieser Art der Verzeichnung, werden die Zentralen Bestandteile des Bildes „gestreckt“, die Außenlinien wölben sich nach innen, senkrechte und waagerechte Linien werden ebenfalls nicht gerade dargestellt, sondern verzeichnet.

Bei einer kissenförmigen Verzeichnung, werden Objekte schmaler dargestellt und leicht gestreckt. Die Proportionen werden zwar auch verändert, doch fallen diese Veränderungen in der Regel nicht so stark ins Gewicht. Eine Ausnahme sind auffällige, senkrechte Linien am Bildrand, wie beispielsweise Kirchtürme.

Die meisten Portraitaufnahmen entstehen aus diesem Grund im weitwinkligen Bereich bei Brennweiten zwischen mindestens 85mm und 135mm.

Normalobjektive

Nur die Brennweite von 50mm bleiben senkrechte und waagrechte Linien gerade und „randparallel“. Die original Proportionen bleiben erhalten. Diese Brennweite ist hervorragend geeignet für das Fotografiern von Produkten, Stilleben, Architektur- und Landschaftsfotografien.

Für Portraitfotografien sind diese Objektive nur begrenzt zu empfehlen, zwar zeigen sie die Welt so wie sie wirklich ist und bilden somit Menschen auch so ab, wie sie wirklich aussehen, dennoch werden die meisten Portraitierten das Bild nicht mögen. Wir haben in der Regel ein anderes Bild von uns selbst im Kopf, als das was andere von uns sehen. Vergleicht es einfach damit, wie Ihr selbst Eure eigene Stimme auf Band empfindet.

An einer Vollformatkamera bieten diese Objektive einen Blickwinkel von ca. 46°, was unserem alltäglichen Sehen entspricht. Bilder mit diesem Sichtwinkel empfinden wir als natürlich und stimmig, weil sie dem entsprechen, was wir alltäglich als „normal“ sehen.


Die Schwäche des Smartphones

In der Regel verfügen Smartphones bei ihren eingebauten Kameras über sogenannte „Festbrennweiten“, das bedeutet, dass die Linse nur eine Brennweite hat! Da die meisten Schnappschüsse im weitwinkligen Bereich entstehen (Landschaften, Städte, Urlaubsbilder, etc.) sind die eingebauten Linsen recht weitwinklig!

Smartphones verzeichnen Ihre Motive also tonnenförmig und auch wenn die Automatiken und Optimierungsprogramme innerhalb des Smartphones sind zwar sehr gut, können jedoch auch nicht die Physik bzw. die Optik ausser Kraft setzen.

Aus diesem Grund sind Smartphones keine besonders gute Wahl, wenn es um das Erstellen von Portraits geht, da Körperproportionen verzerrt wiedergegeben werden und das Gesicht breiter dargestellt wird, als es eigentlich ist. Smartphones machen also beim Fotografieren „dick“.