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Bildbearbeitung mit Luminar – Eine echte Alternative zu Lightroom?

Spätestens seit der Einführung des Abo-Systems überlegen viele Hobby- und Amateurfotografen, mit welcher Software sie ihre Bilder gut, günstig und doch professionell bearbeiten können.

Wie ich in meinem Artikel über Lightroom Classic CC vs. Lightroom CC bereits geschrieben habe, ist die neue Version von Lightroom, welche von Adobe im Abo für ca. 12 Euro monatlich (144,- Euro im Jahr) angeboten wird, keine wirkliche Alternative zum Desktop basierten Lightroom Classic oder Lightroom 6, wie die derzeit noch erhältliche Kaufversion (ca. 120 Euro) heißt. Zwangsspeicherung in der Cloud, eingeschränkte Möglichkeiten in der Bearbeitung und im Export und der Verlust über die Kontrolle des auf dem Rechner gespeicherten Bildmaterials, machen Lightoom CC eher unattraktiv.

Adobe Fotografen Abo, die professionelle Variante

Anders verhält es sich allerdings, wenn man auch die Möglichkeiten von Adobe Photoshop nutzen möchte, das Creative Cloud Foto-Abo mit Lightroom CC, Lightroom Classic und Photoshop, macht schon Sinn und ermöglicht dem Fotografen alles, was man von der Bildarchivierung, über die Entwicklung bis hin zur tiefergehenden Bearbeitung braucht. Hier gibt es keine Zwangsspeicherung in der Cloud, alles kann – muss aber nicht – auch Desktop basiert genutzt werden und man erhält für 12 Euro im Monat zwei Lizenzen für die jeweiligen Programme, so dass man diese sowohl stationär, als auch auf dem Laptop nutzen könnte und ggf. noch auf einem SmarPhone oder Tablet mit der Lightroom CC Version arbeiten kann.

Für professionelle Fotografen gibt es natürlich Alternativen zu Photoshop, eine dieser Alternativen ist Capture One von PhaseOne. Das Programm ist mit einem relativen hohen Anschaffungspreis von 349,- Euro oder bei einem Abo-Vertrag von € 220 jährlich für Hobby- und Amateurfotografen in der Regel zu teuer.

Günstigere Möglichkeit für gelegentliche Bildbearbeiter

Viele meiner Teilnehmer möchten gerne mehr aus Ihren Bildern machen und das Optimum aus ihren fotografischen Schätzen herausholen. Auf Grund technischer und physikalischer Grenzen, kommen wir in der Fotografie nicht um eine Bildentwicklung herum. Früher ging der Fotograf in die Dunkelkammer und entwickelte seine Bilder, heute geht er an den Rechner.

Aber Hand aufs Herz, für die gelegentliche Bildbearbeitung, ab und an mal ein paar Familienbilder, den einen oder anderen Urlaub und ein paar Ausflüge, stimmt das Verhältnis aus Kamerakosten und Bearbeitungssoftware nicht, wenn man 400 Euro für eine Kamera ausgibt und dann 140 Euro jährlich für die Möglichkeit der Bildbearbeitung bezahlen soll. Aus diesem Grund scheuen viele den Schritt in die Abos und suchen nach günstigen Alternativen, Luminar verspricht eine echte Alternative zu Lightroom zu sein. Eine Bildentwicklungssoftware, die alles bietet, was der Amateurfotograf braucht, einfach und intuitiv zu bedienen ist und sich individueller gibt, als Lightroom. Schauen wir uns das ganze doch mal an.

Luminar von Skylum

Zunächst einmal eine sehr positive Eigenschaft, das Programm kostet zwischen € 59,- und 79,- Euro, je nach Aktion, und man kann Luminar problemlos kostenlos für 14 Tage testen, keine persönlichen Daten, keine Kreditkarteninformationen, nur eine eMail-Adresse und es kann losgehen!

Der Download geht schnell und die Installation ist unproblematisch und einfach zu händeln. Direkt nach der Installation wird man noch einmal gefragt, ob man das Programm schon direkt kaufen möchte – genauso wie bei jedem Programmstart – oder ob man zunächst den kostenlosen Test fortsetzen möchte.

Abgesehen davon, dass diese Meldung ein wenig penetrant ist und spätestens nach dem dritten Programmstart ein anfängt zu nerven, ist die Testversion vollkommen frei nutzbar, es gibt keine Einschränkungen, die man erst nutzen könnte, wenn man die Vollversion erworben hat.
Derzeit fehlt noch eine Datenbank für die Verwaltung seiner Bilder, ähnlich wie bei Lightroom die Bibliothek, aber eine solche Verwaltungsmöglichkeit ist für Dezember 2018, also für die neue Version ab 2019 bereits angekündigt und die ersten Screenshots sehen vielversprechend aus. Wer seine Bilder derzeit aber in einem Ordnersystem auf der Festplatte sortiert und verwaltet wird diese Funktion auch nicht wirklich vermissen, auch wenn sie auf Dauer und für die Verwaltung mehrerer tausend Bilder sinnvoll ist und einem das Leben erleichtert. Sofern man sie pflegt. 🙂

Der erste Eindruck, ganz ordentlich

Direkt nach dem Programmstart kann man mit der Bildbearbeitung beginnen, man öffnet sein erstes Bilder (jpg oder RAW) und erhält einen sehr ordentlichen, aufgeräumten und übersichtlichen Arbeitsplatz. Sogar die ersten Presets werden vorgeschlagen, mit denen man das Bild Ad hoc entwickeln kann.
Auch lassen sich die anderen Bedienelemente durch das aufgeräumte Design sehr schnell und intuitiv finden. In der Menüleiste findet man sich schnell zurecht, das Protokoll zeigt einem alle Arbeitsschritte, so daß man an jeden beliebigen Schritt seiner Arbeit zurückkehren kann. Die Vorher-Nachher-Ansicht kann als Taste genutzt werden oder als Slider über das Bild gezogen sehen, um zu sehen, wie das Bild vor der Bearbeitung aussah.

Auch das Histogram und die anderen Bedienelemente sind übersichtlich und ähnlich zu Lightroom angeordnet. Für eine Ansicht ohn störende Elemente, kann man die Seitenleiste und auch die untere Preset Leiste ausgeblendet werden.

Direkt unter dem Bild zeigen einem die Presets ein paar Möglichkeiten und Vorschaubilder, die man als ungeübter Hobbyfotograf sehr gut gebrauchen kann. Diese Presets haben wir bei Lightroom zwar auch, allerdings mit anderen Schwerpunkten und nicht so benutzerfreundlich dargestellt. Selbstverständlich kann man die Presets auch ausblenden und ohne jegliche Voreinstellungen arbeiten.

Presets für die schnelle und einfache Bearbeitung

Jedoch sind die Presets einfach zu verstehen und sobald man diese einsetzt, erscheint auf der rechten Bildseite auch eine Reihe von Reglern – Filter genannt – anhand derer man sehen kann, was dieses Preset eigentlich bedeutet und welche Veränderungen am Bild vorgenommen werden. Diese Regler kann man nun auch im Nachgang noch verändern und damit die Preseteinstellungen nach seinen eigenen Wünschen veränder und auch eigene Presets erstellen und abspeichern.

Die eingeblendeten Filter können ausserdem noch erweitert und angepasst werden, der so entstehende Arbeitsbereich kann man dann auch individuell abgespeichert werden. So kann Luminar an die eigenen Wünsche angepasst werden. Ein eindeutiger Vorteil gegenüber Lightroom, allerdings nur wenn man weiß, welche Filter für welche Bildbearbeitung sinnvoll sind.

Individueller Arbeitsplatz

Anders als bei Lightroom, legt Luminar den Wert stärker auf individuelle Gestaltungsmöglichkeiten des Arbeitsplatzes und bietet bereits vorbereitete Arbeitsplätze, die beispielsweise auf bestimmte Bearbeitungswünsche vorangepasst sind: Professionell, Straßenfotografie, Portrait, etc.
Diese individuellen Möglichkeiten sind für den ambitionierten Hobbyfotografen interessant und können die Arbeit in der Bildentwicklung vereinfachen und schneller machen. Allerdings ist die große Anzahl an möglichen Filtern für den unerfahrenen Nutzer zu viel und kann ihn schnell in der Auswahl überfordern. Gerade Nutzer, die dieses Programm nicht professionell nutzen und nur gelegentlich Ihre Urlaubsbilder bearbeiten, laufen so Gefahr, einige nützlicher Regler (Filter) zu übersehen.

Intelligente Filter und ausreichend Möglichkeiten

Neben der RAW-Entwicklung, den Anpassungen von Tiefen, Lichtern, Kontrasten, Farben, usw., bietet Luminar noch eine Vielzahl von Reglern mit denen das Bild bearbeitet werden kann. Viele davon sind mit einer recht gut funktionierenden Intelligenz programmiert und bieten dem Nutzer viele Möglichkeiten sein Bild zu verbessern und gezielt zu entwickeln. Gerade diese intelligenten Filter machen die Bildentwicklung einfach.
Auch kleinere und gezieltere  Eingriffe ins Bild mit Verlaufsfiltern, Radialfiltern und einem Korrekturpinsel sind – ähnlich wie bei Lightroom – problemlos möglich. Allerdings legt Luminar diese Tools als neue Ebenen über das Bild, die auch als solche angezeigt werden. Ein klarer Vorteil, denn so können diese Ebenen auch einzeln ein oder ausgeblendet und auch verschoben oder gelöscht werden.

Luminar kann Ebenen!

Anders als Adobe, die erst bei Photoshop mit Ebenen arbeiten und in Lightroom lediglich die Bearbeitung einer Bildebene, also die reine Bildentwicklung, ermöglichen, kann man in Luminar bereits Bilder überlagern und so beispielsweise eine einfache Art der Doppelbelichtung (Double exposure) vornehmen.

Dank dieser Funktion genießt man in Luminar ein wenig mehr künstlerische Freiheit bei der Bildentwicklung. Die einzelnen Ebenen können natürich getrennt voneinander bearbeitet werden, auch deren Deckkraft kann angepasst werden.

Fertig bearbeitet und nun raus damit

Nachdem man alle Bearbeitungen durchgegangen ist und sein Bild fertig gemacht hat, geht es ans exportieren. Auch hier ist es ähnlich, wie bei Lightroom oder auch anderen non destruktiven Bearbeitungsprogrammen, die gemachten Veränderungen werden durch den Export in einem neuen Bild abgespeichert.

Für den Export stehen verschiedene Dateiformate, wie JPG, TIF, PSD oder PDF zur Verfügung, auch Größe und Farbraum können angepasst werden. Auch hier wird der Nutzer nichts vermissen, was er für die Bildbearbeitung braucht.

Will man nun Luminar beenden, fragt das Programm allerdings, ob man die Veränderungen an der Datei abspeichern möchte und an dieser Stelle schwächelt Luminar ein wenig und bläht den Speicherplatz auf.
Speichert man die Bearbeitungen nun ab, um ggf. zu einer anderen Zeit weiterzumachen, erzeugt Luminar eine hauseigene Bilddatei, die deutlich größer ist, als die Original RAW. Diese kleine Schwäche ist allerdings für die meisten gelegentlichen Hobby-Bildbearbeitungen zu vernachlässigen.

Fazit

Luminar bietet mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis und seiner großen Zahl von Filtern eine seht gute Alternative zum teureren Adobe Produkt! Für private Fotografen ist dieses Bearbeitungsprogramm sehr gut geeignet, allerdings sind die meisten Tutorial-Videos und Erklärungen auf englisch. Das Programm selbst ist auf Deutsch erhältlich, lediglich ein paar Presets und Filter haben englische Bezeichungen.
Mit einer gezielten Einarbeitung kann man dieses Programm schnell verstehen und bedienen lernen.

Lust mehr aus Euren Bildern rauszuholen? Wie wäre es mit einem Luminar-Fotokurs? Dann schaut mal hier.

Fotografie und Bildmanipulation sind untrennbar miteinander verbunden

In meinen Fotokursen und auch in Gesprächen mit anderen Fotografen spielt das Thema Bildbearbeitung und Bildmanipulation natürlich immer wieder eine Rolle. Dabei stehen viele der Bildbearbeitung eher skeptisch gegenüber. Dabei gehört die Bildbearbeitung bereits von Anfang an zur Fotografie.


Fotografie ist nie frei von Manipulation


Bereits durch die Entscheidung über den festzuhaltenden Moment und die Wahl des Bildausschnitts wird das Bild „manipuliert“, denn der Fotograf entscheidet was überhaupt auf ´zu sehen sein wird. Eine weitere Manipulation wird anschließend durch die Festlegung von Fokuspunkt, Blende, Belichtungszeit und weiteren technischen EInstellungen der Kamera vorgenommen. Die Wahl der Kamera, der Objektive, des Films, des Fotopapiers, der Chemikalien, unglaublich viele Faktoren spielen bei der Bildaufzeichnung eine Rolle. Denkt man allein an die Entscheidung über Schwarzweiss oder Farbe, wird schon klar, wie schnell wir ins Bild eingreifen und es damit manipulieren.

Doch allein durch das Drücken des Auslösers entsteht noch kein Bild. Früher stand vor dem fertigen Bild das belichtete, aber unentwickelte Negativ, seitdem sich die digitale Fotografie in den meisten Bereichen durchgesetzt hat, steht vor dem fertigen Bild die unentwickelte RAW Datei. In beiden Fällen muss aus den aufgezeichneten „Daten“ zunächst ein Bild entwickelt werden. Zu analogen Zeiten stand der Fotograf in der Dunkelkammer und entwickelte zunächst das Negativ und darauß im Anschluss das Foto. Die Einflussmöglichkeiten waren schon damals nicht geringer als heute. Heutzutage schließt sich der Fotograf nicht mehr für Stunden in einen abgedunkelten Raum ein, die digitale Bildbearbeitung hat vieles vereinfacht, aber nur wenige Photoshop-Funktionen sind tatsächlich neu, vieles war bereits zu den Anfängen der Fotografie möglich und wurde auch gemacht.

Die Bildbearbeitung oder auch die Bildmanipulation ist also fest mit der Fotografie verbunden, natürlich in unterschiedlicher Intensität. In manchen Fällen geht es um kleinere Schönheitsreparaturen, manchmal geht es darum Beschädigungen des Originals zu reparieren und in einigen Fällen auch um gezielte veränderung einer Bildaussage.


Die Geschichte der Bildbearbeitung


Als Louise Daguerre 1839 sein Bild vom „Boulevard du Temple“ veröffentlichte und damit den offiziellen Startpunkt für die Fotografie setzte, war es sehr schnell üblich mit Kohle die Kontrastlinien des Bildes nachzuzeichen und Kontraste zu verändern. Flächen wurden geschwärzt oder Inhalte gar ausradiert, bevor dann ein Papierabzug erstellt wurde.

Bereits 1855 wurden bei der zweiten Weltausstellung in Paris die Möglichkeiten der Bildretusche bei Portraits vorgestellt. Es konnten geschlossene Augen durch die Möglichkeiten der Manipulation am Negativ so dargestellt werden, dass sie wieder geöffnet waren, Köpfe ausgetauscht und Inhalte der Bilder verändert werden. Bei Photoshop arbeiten wir heute mit Ebenen, in der Geschichte arbeitete man mit Doppelbelichtungen und Negativüberlagerungen, um gezielte Bildkompositionen zu erstellen. Es gab eine Vielzahl von Möglichkeiten.

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Complete Self-Instructing Library Of Practical Photography


Der Fotograf J.B. Schriever schrieb 1868 (veröffentlicht 1908) ein umfassendes Werk mit dem Titel „Complete Self-Instructing Library Of Practical Photography“. Ein zentrales Werk der Fotografietechnik mit Anleitungen zur Lichtsetzung, Bildaufbauf und Hinweisen zu Problemstellungen.

Im zweiten Band „Negative developing and after-manipulation“ werden grundlegende Techniken zu Bildmanipulation dargestellt und beschrieben. Keine 100 Jahre nachdem die Fotografie ihre ersten Schritte machte, gehörte die Manipulation und Bildretusche direkt am Negativ bereits fest zum Repertoire der Fotografen.

Schriever beschreibt in seinem Werk verschriedene Techniken, wie das Bemale und das Radieren von Negativen, Schönheitsretuschen bei Portraits und auch weitergehende Techniken, um beispielsweise aus einem Portrait eine Büste zu machen.


Gezielte Manipulation zur Meinungsbildung


Es dauerte auch nicht lange, bis Bilder gezielt verändert wurden, um politische Meinungen zu bilden und Berichterstattungen gezielt zu verfälschen. Menschen vertrauen ihren Augen und wenn es ein Bild gibt, dann „muss“ das auch so gewesen sein.

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Dieser meist politisch motivierten Manipulation verdankt die Bildbearbeitung ihren schlechten Ruf. Ob absichtlich verfälscht, um die Bildaussage zu verändern oder einfach nur aufgehübscht, um technische Fehler zu korrigieren bzw. physikalische Grenzen zu überwinden, bereits vom Begin der Fotografie an, waren die Möglichkeiten der Bildmanipulation vielfältig und wurden auch immer genutzt. Die digitale Technik hat diese Möglichkeiten lediglich vereinfacht!

 

Fotografieren lernen, sehen lernen! – Teil 2

Im ersten Teil dieses Artikels habe ich Euch etwas über die Unterschiede zwischen unserer Art zu sehen und der Art, wie die Kamera sieht, erklärt. Ihr habt erfahren, dass wir nur einen kleinen Teil unseres Sichtfeldes tatsächlich zum alltäglichen Sehen nutzen und Eure Kamera deutlich flexibler in der Gestaltung ihres Sehvermögens ist, als das menschliche Auge.

Wir sehen nicht nur, wir erleben!

Das Sehen ist nur die eine Seite dessen, wie Bilder in unserem Kopf entstehen, das eigentliche Bild entsteht durch viele „Einzelaufnahmen“, doch bevor diese wirklich als Bild in Eurem Kopf zusammengesetzt werden, werden sie durch unsere Wahrnehmung gefiltert!

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Anders als unsere Kamera, erleben wir den Moment, den wir festhalten wollen. Wir nehmen ihn mit all unseren Sinnen ganzheitlich wahr. Wir sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, interpretieren, vergleichen Erinnerungen und Erwartungen, wir freuen uns oder sind traurig, wir bewerten die Situation anhand von gelernten und erlebten Dingen, aber wir vergessen auch, verdrängen und filtern unwichtiges einfach aus.

Unserer Kamera hingegen steht nur der „Sehsinn“ zur Verfügung, anhand ihrer technischen Parameter und einprogrammierten Algorhythmen „bewertet“ sie das gesehene und erstellt Euch ein Vorschaubild.


Die menschliche Wahrnehmungssperre

Doch unsere Wahrnehmung wird auch stark gefiltert, da unser Gehirn nur eine sehr begrenzte Aufnahmekapazität besitzt, diese Wahrnehmungssperre trainieren wir uns in den ersten Lebenswochen und Monaten an. Dieses Training ist schmerzhaft und laut, denn man weiß heute, dass Säugling aus unerfindlichem Grund schreien, weil sie reizüberflutet sind, ihr Gehirn hat bisher noch nicht gelernt die Umgebung nach wichtigen und unwichtigen Informationen zu filtern.

Tatsächlich landen gerade einmal 20% aller optisch und über andere Sinne aufgenommenen Informationen bewusst in unserer Erinnerung, die restlichen 80% filtern wir heraus, bewerten sie als unwichtig und vergessen sie wieder. Falls ihr selbst testen wollt, wie groß diese Lücke ist, lade ich Euch zu einem Test ein:

  1. Betretet einen Raum den Ihr noch niegewesen seid und nehmt Eure Kamera mit.
  2. Geht hinein und seht Euch nur für eine Sekunde um, in dieser Zeit macht ihr ein weitwinkliges Foto von diesem Raum.
  3. Dreht Euch um und geht wieder raus, nicht noch einmal reinschauen.
  4. Nun wartet ihr 10min. damit sich die Erinnerungen setzen können.
  5. Schnappt Euch einen weißen Zettel und versucht zu zeichnen, was ihr gesehen habt. Es geht nicht um Schönheit, sondern nur darum zu überlegen, was ihr gesehen habt. Schreibt eine kurze Beschreibung des Raums.
  6. Nun schaut Euch Eure Zeichnung und die Beschreibung an und vergleicht das mit dem Detailreichtum des Bildes, welches Eure Kamera gemacht habt.

Ihr werdet feststellen, das die Kamera – ohne Wahrnehmungssperre – ein deutlich detailierteres Bild aufgezeichnet hat, als Eure Erinnerung. Die Kamera ist Eurer Art die Welt zu sehen und zu interpretiere in vielen Dingen unterlegen, doch im reinen Sehen und Erinnern, ist sie Euch überlegen!

Daher ist es um so wichtiger sich möglichst genau auf das zu Fotografierende zu konzentrieren, die Bildränder zu kontrollieren und den Bildausschnitt mit Bedacht zu wählen.


Ein fotografisches Beispiel

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Beispielbild – Kameraaufzeichnung

Sicher kennt ihr das Phänomen, ihr macht ein Bild und irgendwie sieht das nicht so aus, wie Ihr Euch das Bild vorgestellt habt. Irgendwas ist anders, die Stimmung passt nicht, die Farben waren doch anders und warum ist da etwas im Bild, dass ihr Euch nicht erinnern könnt.

Dieses Bild zeigt in der unteren, linken Bildecke die „Heckflosse“ einer vorbeifahrenden Gondel in Venedig, an die ich mich beim Fotografieren nicht erinnern konnte. Ich habe sie am Bildrand nicht wahrgenommen auch wenn sie definitiv da war. Außerdem war das Bild in meiner Erinnerung deutlich farbenfroher, das Boot und der kleine Anlefer direkt am Balkon waren eigentlich mein Hautpmotiv und nicht der riesige Schatten im Hintergrund. Doch auch diesen habe ich so nicht wahrgenommen. Ich hatte mich auf das Boot konzentriert. Da dieses Boot in der Sonne stand, hatten meine Augen sich an die Helligkeit der Umgebung gewöhnt, was die Farbenfrohere Erinnerung erklärt.

Bildbeispiel 2 - So habt ihr das Bild gesehen.

Bildbeispiel – So habt ihr das Bild gesehen.

Denn wie Ihr im ersten Teil gelesen habt, seht Ihr lediglich einen kleinen Bereich des Bildes im zentralen Gesichtsfeld tatsächlich farbig, scharf und dreidimensional.

Ihr habt Euch also nur einen sehr zentralen Bereich des Bildes wirklich angeschaut und bewusst wahrgenommen und nur innerhalb dieses Bereiches entsteht Eure bewusste Erinnerung an das Bild, auch wenn der eigentlich gesehene Bereich größer war.

Eure Wahrnehmung hat das Bild dann zusätzlich noch optimiert und verfälscht. Nach ein paar wunderschönen Urlaubstagen in einer traumhaft schönen Stadt, einem guten Esssen und einem sehr schönen, sonnigen Tag macht ihr einen Schnappschuss.

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Beispielbild – Eure Erinnerung

All Eure Emotionen begleiten Euch in diesem Moment und sorgen dafür, dass Ihr Euch an einen deutlich schöneren Moment erinnert, als er es eigentlich war. Eure Erinnerung optimiert das Bild in Eurem Kopf, damit es dem entspricht, was ihr erlebt habt. Eure Erinnerung zeigt Euch immer eine subjektive Wahrnehmung und kein physikalisch, objektiv korrektes Bild.

Wie ich eingangs erwähnte, hatte ich ein farbenfroheres Bild im Kopf mit dem Boot als zentralem Bestandteil des Fotos.

Das Bild, welches mir also die Kamera geliefert hat, hat einen größeren Ausschnitt und entspricht nicht dem, was ich wahrgenommen habe. Sie hat ein Bild aufgezeichnet, welches den objektiven Ansprüchen eines möglichst guten Bildes entspricht. Hier zeigt sich der große Unterschied zwischen dem was Ihr glaubt zu sehen und dem was Eure Kamera tatsächlich gesehen hat.


Arbeitet mit der Wahrnehmung und nicht dagegen!

Ihr könnt gegen Eure Wahrnehmung nicht arbeiten, sie ist Euch mitgegeben und mit Euch gewachsen. Sie macht Euer Bild im Kopf aus und prägt Eure Erinnerungen und genau deswegen solltet Ihr mit Ihr arbeiten und nicht versuchen dagegen zu arbeiten.

Die Kameraautomatik kann keine Gedanken lesen, sie kennt keine Emotionen und weiß nicht, was für Euch das Bild ausmacht. Aber wenn Ihr Euch beim Fotografieren auf die Bildränder und den Bildaufbau konzentriert, alle Inhalte aus dem Bild herauslasst, die für Eure Bildaussage nicht wichtig sind und Euch nur auf das konzentriert, was ihr für Eure Geschichte braucht, dann werden Eure Bilder besser und ihr helft Eurer Kamera das Bild besser einzuschätzen.

Bildentwicklung

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Bildbeispiel – Bildentwicklung

Im zweiten Schritt ist wird es notwendig sein das Bild einer Bildentwicklung zu unterziehen, denn wie ich Euch bereits im ersten Teil beschrieben habe, ist die Bildbearbeitung ein zwingender Bestandteil der Fotografie.

Einen Bildausschnitt im Nachhinein größer zu machen ist natürlich nicht möglich, aber verkleinern geht schon, allerdings auch nur begrenzt.

Wichtiger ist es, technische Fehler und Fehleinschätzungen der Kamera zu korrigieren und das Bild so zu gestalten, dass es das zeigt, an das Ihr Euch erinnert! Nur so, entsteht am Ende das Bild, das Ihr eigentlich haben wolltet. Mehr dazu, im Artikel zum Thema „Bildbearbeitung.“